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Freude schenken beglückt und steigert unsere mentale Gesundheit
Dunkel Hell

Freude schenken beglückt und steigert unsere mentale Gesundheit

Nora Hille
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Der 24. Juli wird seit 1981 weltweit jedes Jahr als Tag der Freude begangen. Unabhängig vom aktuellen Weltgeschehen findet dieser Gedenk- und Feiertag statt und ist für mache von uns, in deren Hinterköpfen vielfältige Sorgen um Ukrainekrieg, Inflation, Klimakrise, Corona, die eigene Gesundheit und Familie kreisen, eine echte Herausforderung. Umso wichtiger finde ich es, über Freude nachzudenken und ihr trotz aller dieser Belastungen einen Raum in unserem Leben ganz bewusst zuzugestehen, damit wir aus ihr Kraft schöpfen können zur Bewältigung unseres Alltags.

Ein Lächeln schenkt uns und unserem Gegenüber Freude

Trotz all unserer Sorgen und den beängstigenden Themen in den Nachrichten bietet es sich an, sich auf etwas ganz Simples zu besinnen, wo wir eben nicht machtlos sind, sondern jederzeit aktiv werden können:

Ein Lächeln ist die kürzeste Entfernung zwischen zwei Menschen. [1]

Was für ein wundervolles, ausdrucksstarkes Zitat. Das uns zeigt, wie leicht es ist, anderen Menschen eine aufrichtige, von Herzen kommende und damit herzerwärmende Freude zu schenken.

Es kostet nichts – im Gegenteil, wir haben so viel davon, dass wir großzügig mit unserem aufrichtigen Lächeln durch die Welt gehen, andere Menschen damit beschenken können und im besten Fall ihre Seelen berühren – wie wir auch die unsere berühren lassen, wenn wir spüren: Diese eine kurze Begegnung, der intensive Blick in die Augen, der Austausch zweier Lächeln war aufrichtig und kam aus beider tiefsten Herzen. Dann sind wir ebenfalls reich beschenkt worden.

Aufrichtiges und gespieltes Lächeln

Neben der wahren Freude existieren zwei weitere Arten von Freude, diese sind allerdings unaufrichtig und zeigen sich im so genannten „sozialen Lächeln“ und im „maskierten Lächeln“. Doch lässt sich unsere Mimik von dieser gespielten Freude nicht überlisten. Echte Freude zeigt sich so in unserem Gesicht:

  • Durch eine entspannte Stirn
  • Leicht gehobene Wangen
  • Nach oben weisende Mundwinkel
  • Gesenkte Augenlider
  • Lachfältchen an den Augen

Es war der französische Mediziner Guillaume-Benjamin Duchenne, der im 19. Jahrhundert herausfand, dass wir bei aufrichtiger Freude eben nicht bloß mit dem Mund lächeln, sondern dass ebenfalls die Augenringmuskeln aktiviert werden. Und genau diese Muskeln lassen sich nur schwer willentlich kontrollieren. Das aufrichtige Lächeln wurde nach seinem Entdecker in der Wissenschaft als “Duchenne-Lächeln” bekannt.

Begegnung

Schenkst Du mir Dein Lächeln?
Das freut mich –
von Herzen.
Wie schön,
dass Du da bist.
Dass Du mich siehst.
Unsere Blicke treffen sich.
Wir erkennen einander.
Mein warmes Lächeln
fließt zu Dir hinüber.
Hellbrauner Karamell,
der Fäden zieht und dabei
so süß und verlockend duftet.
Dein freundlicher,
mitmenschlicher Blick.
Der mich stärkt,
mir sagt:
Ich habe Dich gesehen.
Ich kenne Dich nicht,
aber: Du bist mir wichtig.
Ich wünsche Dir
von Herzen alles Gute
für den heutigen Tag.
Unsere Augen sprechen
diesen stummen Dialog.
Es ist ein Eintauchen
in die Seele des Gegenübers.
Wir selbst bleiben wortlos,
aber unsere Augen strahlen.
Wir grüßen uns freundlich
mit einem Nicken,
nehmen einander wahr
für diesen kostbaren Augenblick
einer aufrichtigen Begegnung.

Nora Hille

Freude ist nicht selbstverständlich.

Sie ist eine Gabe – und zugleich ein Geschenk.

Das Talent, freudig-fröhlich und anderen Freude schenkend durchs Leben zu gehen, ist eine menschliche Eigenschaft. Zum Glück können wir unsere Fähigkeit zur Freude trainieren. Wenn wir uns bewusst machen, wann wir Freude empfinden, lassen sich diese Momente wie kleine Lichtblicke in unseren Alltag hineinweben.

  • Eine warme Tasse Tee.
  • Der Blick hinauf in den Himmel.
  • Sommerregen.
  • Die Melodie des Windes.
  • Barfuß laufen.
  • Das Beisammensein mit einer/m Vertrauten
  • Eine liebevolle Umarmung.
  • Kleine Albernheiten.
  • Ein leckeres Essen.
  • Schnurrende Katzen.
  • Ein tiefgehendes Gespräch.

Was macht Freude mit uns?

Freude lässt uns tiefer und freier atmen, entspannt uns, schenkt Frieden, Kraft und Gesundheit. Sie färbt unmittelbar auf unsere Umwelt und Mitmenschen ab. So erlebe ich sie als Wiederhallen, als mein inneres Echo auf die Freude eines anderen. Oder aber meine ursprüngliche Freude wird zum Auslöser für Resonanz, führt zu ansteckendem Kichern und Lachen. Ich sehe, was Freude mit DIR macht. Sehe, wie sie mit einem schwungvollen Pinselstrich ein STRAHLEN in dein Gesicht malt. Ein Lächeln, das jede Oberflächlichkeit durchbricht und deine Augen glänzen lässt.

Siehe auch
Tag der Depression Neue Zuversicht finden-Artikelbild

Lächeln setzt Endorphine frei und beglückt

Sowohl das eigene Empfinden von Freude als auch das aufrichtige Freude-Verschenken an andere Menschen zusammen mit einem wahren Lächeln setzen bei Menschen das Glückshormon Endorphin frei, was einen ganz wesentlichen Einflussfaktor auf mentale Gesundheit darstellt.

Endorphin ist ein echtes Wundermittel und stärkt unsere Gesundheit gleich mehrfach:

  • körperliche Schmerzen werden reduziert,
  • es sorgt für erholsamen Schlaf,
  • hat eine beruhigende Wirkung,
  • das Stresslevel sinkt,
  • mehr Sexualhormone werden gebildet.
  • Insgesamt Stärkung des Immunsystems und
  • infolgedessen weniger körperliche und psychische Erkrankungen.

Freude braucht wohl auch ihr Gegenteil wie Trauer und Depression, damit wir sie schätzen können.

Freude am eigenen Dasein ist ein beglückendes, lustvolles Empfinden – und damit der Gegensatz zu Anhedonie, also der Unfähigkeit, Glück und Freude zu fühlen, wie auch zu Depressionen mit ihrer krankhaft niedergedrückten Stimmung. Welchen Wert wir einer Sache oder einem Seins-Zustand beimessen, wird häufig erst dann deutlich, wenn wir diese(n) schmerzhaft vermissen. Die strahlend helle und wärmende Sonne zeigt ihre ganze Anmut erst im Wechsel mit der Nacht. Wenn wir deren Dunkelheit kennen, nur wenig erhellt vom Mond und den entfernten Sternen am Firmament, begreifen wir, was uns Sonne und Tageslicht wirklich bedeuten.

Sind wir aber zutiefst unglücklich oder ängstigen uns die Nachrichten über das Weltgeschehen, kann Ablenkung mit etwas, das uns gut tut, unserer Seele die nötige Atempause schenken. Sei es ein Spaziergang, ein Gebet, Musikhören, ein warmer Tee, gute Gespräche – durch den bewussten Versuch, unsere Sorgen loszulassen, wird Freude irgendwann wieder möglich. Auch wenn wir ihr manchmal etwas Zeit lassen und uns selbst für bessere Bedingungen für Freude in unserem Leben einsetzen müssen. Sie ist noch da. Klein, still und verborgen wie ein ängstliches Kind, das von uns wiedergefunden werden will, unsere Hilfe braucht. Bekommt es diese, werden wir uns irgendwann, vielleicht sogar bald, wieder frei an ihr freuen dürfen, an unserer ureigenen, manchmal kleinen, manchmal großen, manchmal unsicheren, manchmal funkensprühenden […] FREUDE.


[1] Dieses Zitat wird verschiedenen Urhebern zugeordnet. Zum einen dem dänisch-amerikanischen Pianisten und Komödianten Victor Borge (bürgerlich Borge Rosenbaum; 1909 – 2000), zum anderen Helge Adolphsen (*1940), Theologe und Pastor. Die ihm zugeschriebene Formulierung lautete nahezu gleich: „Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln.“ Das Zitat (in beiden Varianten) gilt aber auch als chinesische Weisheit oder als Worte Buddhas.

Über die Autorin

+ Beiträge

Nora Hille, Jahrgang 1975, verheiratet, zwei Kinder. Studium Geschichte, Literatur- und Medienwissenschaften. 12 Jahre Arbeit im Bereich Kommunikation/PR. Aus gesundheitlichen Gründen verrentet. Im August 2023 ist ihr Mutmachbuch „Wenn Licht die Finsternis besiegt. Mit bipolarer Erkrankung Leben, Familie und Partnerschaft positiv gestalten.” bei Palomaa Publishing erschienen.
Als Betroffene und Erfahrungsexpertin schreibt Nora Hille Artikel zu den Themen mentale Gesundheit und psychische Erkrankungen. Außerdem verfasst sie literarische Essays, Gedichte (sehr gerne Haikus) und Kurzprosa. Beim FemalExperts Magazin erscheint regelmäßig ihre Mental Health-Kolumne. Ihre Kolumne „Noras Nachtgedanken“ veröffentlicht sie beim Online-Magazin viaMag – Das Magazin für eine neue Trauerkultur. Anti-Stigma-Arbeit liegt Nora Hille am Herzen: Sie engagiert sich als Mutmacherin bei Mutmachleute e.V. und setzt sich mit ihren Anti-Stigma-Texten gegen die Stigmatisierung (Ausgrenzung) psychisch kranker Menschen in unserer Gesellschaft für mehr Miteinander, Toleranz und Gleichberechtigung ein. Nora Hille ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V. (DGBS).

Auf Instagram zu finden unter: @norahille_autorin

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