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Der Matilda-Effekt – Auf der Suche nach den verlorenen Wissenschaftlerinnen
Dunkel Hell

Der Matilda-Effekt – Auf der Suche nach den verlorenen Wissenschaftlerinnen

Kinga Bartczak
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Hallo und herzlich willkommen zum FemalExperts Podcast, dein Podcast von Frauen, für Frauen, über Frauen. Heute habe ich dir ein spannendes Thema mitgebracht, denn ich möchte über den sogenannten Matilda-Effekt sprechen.

Hier kannst du direkt den Podcast hören:

Was genau ist der Matilda-Effekt?

Der Matilda-Effekt beschreibt die systematische Verdrängung und Leugnung des Beitrags von Wissenschaftlerinnen in der Forschung, deren Arbeit häufig ihren männlichen Kollegen zugerechnet wird. Benannt ist er nach der US-amerikanischen Frauenrechtlerin Matilda J. Gage, die am Ende des 19. Jahrhunderts dieses Phänomen als erste allgemein beschrieben hat. 1993 wurde dieser Begriff von der Wissenschaftshistorikerin Margaret W. Rossiter erneut aufgegriffen.

Matilda vs. Matthäus

Der Matilda-Effekt steht hierbei dem sogenannten Matthäus-Effekt gegenüber, bei dem der es sich um eine sich selbst verstärkende Anhäufung von Ansehen handelt. Das Interessante: Robert K. Merton, der über den Matthäus-Effekt schrieb, vermerkte, dass er sich selbst so intensiv auf Arbeiten seiner Mitarbeiterin Harriet Zuckerman gestützt habe, dass der Artikel, den er daraufhin veröffentlichte eigentlich unter ihrer beider Namen hätte erscheinen müssen. Mich bringt dieser Effekt auch heute noch zum Nachdenken. Es gibt unzählige Beispiele aus der Geschichte, in denen sich erst Jahre später herausstellte, dass die Werke oder Musikstücke, die Männer berühmt gemacht hatten, entweder teilweise oder sogar ganz aus der Feder einer Frau stammen.

Ein Beispiel für den Matilda-Effekt gefällig? Wie wäre es mit Pythagoras?

Das wohl berühmteste und älteste Beispiel für den Matilda-Effekt ist die Philosophin und Mathematikerin Theano, die im 6. Jahrhundert vor Christus lebte und die Frau von Pythagoras war. Obwohl sie einen hohen Anteil an seinen Erkenntnissen hatte, wurde sie in keiner der Schriften namentlich genannt. Die Beiträge seiner Töchter Myia und Damo an seinen Veröffentlichungen, sind ebenso nicht bekannt.

Strukturelle Diskriminierung oder statistische Wahrscheinlichkeit?

Hierbei muss ich anmerken, dass der Matilda-Effekt keine Gesetzmäßigkeit darstellt, wonach Frauen in ihrer Schaffenskraft grundsätzlich verleumdet werden. Es soll sich hierbei eher um eine statistische Wahrscheinlichkeit handeln, die dazu führt, dass Frauen „übersehen“ oder in ihrer Eignung ignoriert werden. Ein weiteres Beispiel stellt der Nobelpreis dar: Mit 83,6 Prozent (Nobelpreis für Friedensbemühungen) und 98,2 Prozent (Nobelpreis für Physik) die zwischen 1901 und 2022 vergeben wurden, gingen an Männer (Quelle: Statista 2022). Der Einfluss patriarchaler Strukturen ist hierbei nicht zu unterschätzen, vor allem unter Berücksichtigung der Themen: „gender bias“ und „unconcious bias“. Diese Indikatoren nehmen durchaus Einfluss darauf, ob Preise oder bestimmte Kompetenzen eher Männern zugesprochen werden als Frauen.

Siehe auch
Female Leadership-Risiko oder Chance für die Arbeits-und Unternehmenswelt-Artikelbild

Wie gehen wir künftig mit solchen misogynen Hindernissen um?

Die folgenden Punkte können dabei helfen, Frauen und Mädchen das verdiente Ansehen zukommen zu lassen:

  1. Feiern wir den Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft am 11. Februar: Förderung von weiblichen Studierenden, Wissenschaftlerinnen, Doktorandinnen in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik)
  2. Höherer Fokus auf die Zielvereinbarungen der Hochschulen: Gemeinsam für mehr Familienfreundlichkeit, beispielsweise auch während der Promotion. Kinderbetreuungsangebote während der Prüfungsphasen und Unterstützung im Bereich der Publikation sind nötig. „Publish or Perish“ darf nicht das Motto in der Wissenschaft bleiben. Wir sollten zur Qualität zurückkehren und nicht nur auf die Anzahl der veröffentlichten Schriften achten. 
  3. Mentoring: Ich denke hier sind wir uns einig – Wir alle brauchen Role Models. Ein Mentoringprogramm kann eine große Unterstützung bei der persönlichen und beruflichen Entwicklung sein. Ich selbst erlebe es als dreifache Mentorin täglich und unterstütze auch in meiner Wertehaltung das Konzept des Reverse-Mentorings, um sich gegenseitig zu unterstützen und miteinander zu wachsen.
  4. Personal Branding: Ich freue mich über meine persönliche Verbindung zu vielen Hochschulen. Ich bewundere Menschen, die sich für die wissenschaftliche Arbeit begeistern, denn ihre Erkenntnisse können vieles in unserer Welt zum positiven verändern. Umso mehr sehe ich es als meine Aufgabe, diesen wunderbaren Wissenschaftlerinnen zu helfen, sichtbar und hierdurch wirksam zu werden. Keine Erkenntnis der Welt kann etwas verändern, wenn sie nicht von anderen verstanden wird und hierdurch Umsetzung findet. Umso bedeutender ist es, auch als Wissenschaftlerin, Managerin, Angestellte oder Assistentin eine starke Positionierung zu haben, sodass man dich eben nicht mehr „übersehen kann“.
  5. „We grow by lifting others“: Wir brauchen dringend mehr Zusammenarbeit, und zwar branchenübergreifend: Ob nun persönliche Empfehlungen für eine Keynote, eine wissenschaftliche Kollaborationen oder die Möglichkeit, andere durch die eigenen Fähigkeit in ihrem Wirken zu unterstützen. Das ist auch unser Anspruch im FemalExperts Magazin. Wir möchten anderen Frauen durch Artikel, Interviews, die Publikation ihrer Events oder diesen Podcast mehr Sichtbarkeit ermöglichen, denn gemeinsam kann man uns nicht übersehen.

In diesem Sinne hoffe ich, dass wir uns alle gemeinsam verpflichten wollen, uns dem Matilda-Effekt entgegenzustellen und für mehr Sichtbarkeit einzustehen. Ich bin unglaublich neugierig, was du über dieses Thema denkst und ob du schon einmal selbst den Matilda-Effekt erfahren hast. Komm gerne auf allen gängigen Social Media-Kanälen mit mir in Kontakt.

Ich wünsche dir noch einen wundervollen Tag.
Deine Kinga

Über die Autorin

Kinga Bartczak
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Kinga Bartczak berät, coacht und schreibt zu Female Empowerment, neuer Arbeitskultur, Organisationsentwicklung systemischen Coaching und Personal Branding.

Zudem ist sie Geschäftsführerin der UnternehmerRebellen GmbH und Herausgeberin des FemalExperts Magazins.

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