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Die eigene Komfortzone verlassen — Wie das funktioniert und welche Chancen es birgt
Dunkel Hell

Die eigene Komfortzone verlassen — Wie das funktioniert und welche Chancen es birgt

Kinga Bartczak
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Herzlich Willkommen zum FemalExperts Podcast – Dein Podcast von Frauen, für Frauen, über Frauen.

Hier kannst du dir direkt die Podcast-Folge anhören:

Ich freue mich sehr, dass du dich heute dazu entschieden hast, dir unter den unzähligen, spannenden Podcasts ausgerechnet meinen anzuhören. Ich hoffe, ich kann dich heute thematisch überraschen, denn ich möchte über das spannende Thema „Komfortzone“ sprechen.

Was bedeutet „Komfortzone“ eigentlich? Schaut man sich die gängige Definition auf Wikipedia an, so lautet diese:

Das Schlagwort Komfortzone beschreibt einen individuellen Bereich des privaten oder gesellschaftlichen Lebens, der durch Bequemlichkeit und Risikofreiheit geprägt ist.

Wikipedia

Ich weiß nicht, wie es dir ergeht, aber dieser Satz klingt nicht nur langweilig, sondern fühlt sich auch so an. Nichts gegen Bequemlichkeit und auch Risiko muss ich nicht unbedingt jederzeit haben, aber du kannst dir sicher denken: Wer stets nach einem bequemen und risikoarmen Leben strebt, wird sich innerhalb dieses Lebens wohl kaum weiterentwickeln, denn Entwicklung kommt durch Bewegung und diese wird wiederum durch Entscheidungen ausgelöst. Sicher kannst du dir denken, dass diese Entscheidungen nun mal nicht immer risikoarm sind, jedoch eine unglaubliche Wirkung entfalten können.

Ich möchte dir ein Beispiel für unglaublichen Mut und den Weg aus der Komfortzone nennen

Am 02.März 1955 nahm die 15-jährige Claudette Colvin in Alabama den öffentlichen Bus nach Hause. Sie saß in dem Bereich, der damals für schwarzen Menschen vorgesehen war. 

Kurz zur Erklärung: Die Busse waren damals in mehrere Abschnitte untergliedert, so durften ganz vorn nur weiße Menschen sitzen, hinten waren Plätze für schwarze Menschen vorgesehen, während es in der Mitte ebenfalls erlaubt war zu sitzen, zumindest so lange, bis ein weißer Mensch einen Sitz dort in Anspruch nehmen wollte. Wenn dieser Fall eintraf, mussten alle schwarzen Personen dieser Reihe aufstehen und sich nach hinten stellen, damit die gesetzlich verordnete Rassentrennung aufrechterhalten blieb (Quelle: Wikipedia). 

Als eine weiße Frau zustieg, ordnete der Busfahrer an, dass unter anderem Claudette Colvin aufzustehen hatte. Als sie sich weigerte, wurde sie festgenommen und ins Gefängnis gebracht. Als erste schwarze Frau zahlte sie die geforderte Strafe nicht und zog stattessen vor Gericht. Das daraus resultierende Verfahren führte letztlich unter anderem zur Abschaffung der Segregation im Busverkehr.

Im Hinblick auf das heutige Thema, kann man also sagen: Als Claudette Colvin an diesem Tag beschloss, dass sie ihren Platz nicht aufgibt, hat sie nicht nur unglaublichen Mut gezeigt, sondern auch ihre Komfortzone verlassen. Sie hat das Risiko einer Geld-, wenn nicht gar einer Haftstrafe in Kauf genommen, indem sie den Status quo in Frage stellte. In der Retrospektive können wir klar sagen:

Mit ihrem Verhalten stellte sie nicht nur das rassistische Verhalten der anderen sowie die Gesetzgebung, welche strukturelle Diskriminierung juristisch legalisierte, sondern auch das gesamte Land inklusive seiner historischen Verantwortung in Frage. Die Komfortzone zu verlassen, hat also nicht nur Einfluss auf einen selbst, sie kann ganze Länder bewegen.

Auch heute noch sehen wir mit Bewegungen, wie #MeToo, #FridaysforFuture oder der letzten Generation, wie wichtig es ist, die Bequemlichkeit und den risikoarmen Bereich zu verlassen, um etwas zu bewegen, das manchmal viel größer ist als wir. Natürlich kann dieses Verhalten zu Widerstand führen, besonders dann, wenn es die Komfortzone der anderen berührt. Niemand möchte sich dabei ertappt fühlen, das eigene Verhalten vielleicht als nicht ganz so richtig einzuordnen.

Die Komfortzone zu verlassen, kann großartige Veränderungen nach sich ziehen, für dich selbst und für andere, aber es kann auch bedeuten, auf Widerstand und Feindseligkeit zu treffen, da du auch die Werte und die Haltung anderer Menschen in Frage stellst.

Ich möchte dir hinsichtlich der Komfortzone ein etwas weniger politisches Beispiel geben und in den Entrepreneurship-Bereich eintauchen

Mich selbstständig zu machen, muss für meine Umgebung ein schwieriger Schritt gewesen sein. Wenn ich die Grundhaltung meiner Familie und Freunde beschreiben würde, so steht das Wort „Sicherheit“ vermutlich über allem.

Das bedeutet: Eine stabile Partnerschaft, ein regelmäßiges Gehalt und ein sicherer Job.

Als ich beschloss den Weg von Ehe, Hausbau und Elternschaft nicht zu bestreiten und stattdessen mit meinem Partner zwei Unternehmen gründete, mich durch einen Umzug von meinem Besitz fast gänzlich trennte und statt Sparkonto in Aktien, ETFs und Kryptowährungen investierte, wunderte es mich entsprechend nicht, dass sich das für andere wie ein Akt des Wahnsinns darstellte.

Ich bewegte mich fernab von der Norm, die wir als Gesellschaft so mühsam über Jahrzehnte lang hinweg etabliert hatten oder, um es klar zu sagen: Die Norm, die überwiegend MÄNNER in der Gesellschaft etabliert hatten.

Dabei ist es so wichtig, den Status Quo zu hinterfragen. Wir wissen bereits, dass Veränderung nichts ist, was mit Gemütlichkeit einhergeht.

Aber falls ich dich gerade noch nicht überzeugen kann, weil du gerade gemütlich auf der Couch sitzt oder dir die Sonne im Garten ins Gesichts scheinen lässt, habe ich dir 5 weitere Gründe mitgebracht, warum es wichtig ist, aus der eigenen Komfortzone auszubrechen.

5 Gründe, warum auch du aus deiner Komfortzone ausbrechen solltest

  1. Persönliches Wachstum: Indem man seine Komfortzone verlässt, öffnet man sich neuen Erfahrungen und Lernmöglichkeiten. Das kann dir dabei helfen, persönliche Fähigkeiten und Kompetenzen weiterzuentwickeln und dein Selbstvertrauen zu stärken.
  2. Anpassungsfähigkeit: In einer sich ständig verändernden Welt ist Anpassungsfähigkeit ein wesentlicher Faktor für persönlichen, beruflichen oder unternehmerischen Erfolg. „Kognitive Flexibilität“ ermöglicht es uns, agil und schnell auf neue Gegebenheiten zu reagieren. Das ist eindeutig eines der wichtigsten „Future Skills“, die wir künftig brauchen werden. 
  3. Kreativität: Das Verlassen der Komfortzone kann auch die Kreativität fördern, indem man sich neuen Ideen und Perspektiven öffnet. Dies kann dazu beitragen, innovative Lösungen für Probleme zu finden oder neue Wege zur Erreichung von Zielen zu entdecken. Du kennst hier sicher das Zitat von Albert Einstein: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ Es ist somit unumgänglich die Komfortzone zu verlassen, damit überhaupt etwas neues entstehen kann.
  4. Resilienz: Das überrascht dich an dieser Stelle vielleicht, aber besonders Herausforderungen und Schwierigkeiten, die man erlebt, können dazu beitragen, die eigene Widerstandsfähigkeit zu stärken. Die Erfahrungen beim Verlassen deiner Komfortzone werden dazu beitragen, zukünftige Herausforderungen besser zu bewältigen.
  5. Chancen nutzen: Wenn man immer in seiner Komfortzone bleibt, verpasst man Chancen, die außerhalb dieser Zone liegen. Ob es sich um berufliche, persönliche oder soziale Möglichkeiten handelt – das Verlassen der Komfortzone kann einem helfen, diese Chancen zu erkennen und aktiv zu nutzen.

Jetzt denkst du dir vielleicht: Okay, okay, ich habe es verstanden. Aus der Komfortzone rauszukommen ist wichtig, aber wie mache ich das bitte konkret?

Siehe auch
Margarethe von Trotta_©Manfred Breuersbrock_MFA+_Alamode Film

Auch hierzu habe ich dir 5 Schritte mitgebracht, um dir den Sprung ins Ungewisse ein wenig zu erleichtern.

Mit diesen 5 Schritten kommst du aus deiner Komfortzone heraus

  1. Ziele setzen: Bestimme, was du erreichen möchtest und setze dir klare sowie spezifische Ziele (Die SMART-Regel kann dir hierbei helfen). Ein Ziel gibt dir eine Richtung und einen Anreiz, aus deiner Komfortzone herauszukommen und bringt neben Struktur auch Sicherheit mit.
  2. Kleine Schritte: Es ist nicht notwendig, radikale Veränderungen vorzunehmen. Es geht nicht darum, morgen deine Arbeit zu kündigen. Beginne stattdessen mit kleinen, erreichbaren Schritten, die dich langsam aus deiner Komfortzone herausbringen. Vielleicht kannst du Rahmenbedingungen verändern oder dir neue Möglichkeiten schaffen (Neue Hobbys, Treffen mit spannenden Menschen, Lernen einer Sprache, etc.), um dir das Gefühl, welches du vermisst, zurückzuholen.
  3. Lernen und Fähigkeiten erweitern: Persönliche Weiterentwicklung legt den Grundstein für alle weiteren Entwicklungsschritte. Nimm an Kursen teil, lies Bücher, höre Podcasts oder schau dir Webinare an. Je mehr Wissen und Fähigkeiten du hast, desto mehr Selbstvertrauen wirst du haben, neue Dinge zu versuchen, aber Achtung: Werde nicht zu einer sogenannten „Zertifikatsjägerin“, also zu einer Frau, die sich von Lehrgang zu Lehrgang bewegt, ohne ihr Wissen jemals selbst anzuwenden. So verharrst du erneut in einer Komfortzone, auch wenn du das nicht sofort bemerkst, da du dir ja neues Wissen aneignest.
  4. Risiken eingehen: Du musst nicht risikoaffin sein, aber du solltest auch keine Angst vor kalkulierten Risiken haben. Wir dürfen nie vergessen: Misserfolge sind Teil des Prozesses. Es ist besser, etwas auszuprobieren und dabei zu scheitern, als es gar nicht erst zu versuchen. Ausnahmen bilden hier selbstverständlich lebensgefährliche Risiken.
  5. Unterstützung suchen: Es kann hilfreich sein, Freunde, Familie oder sogar einen Coach/eine Coachin zu haben, die dich auf deinem Weg unterstützen. Sie können dir ermutigendes Feedback geben und dir helfen, deine Fortschritte zu sehen. Falls du dir jetzt denkst: Naja, meine Familie reagiert hier eher so „semi-begeistert“ auf meine Idee“, sage ich nur: Willkommen im Club. Mach dir keine Sorgen. Das bedeutet nur, dass deine Entwicklung ihre Komfortzone berührt und sie eventuell Angst haben, dass sie sich mitverändern müssen. Das gefällt natürlich nicht jedem, denn die Komfortzone ist schon ganz schön gemütlich. Hier empfiehlt es sich grundsätzlich, in Netzwerken außerhalb der Familie nach Mentorinnen, Coachinnen oder Trainerinnen Ausschau zu halten, die mental oder professionell unterstützen können.

Mein Fazit zum Verlassen der eigenen Komfortzone

Grundsätzlich kann ich dir verraten: Seit ich Unternehmerin bin, verlasse ich die Komfortzone zumeist nicht nur, es gibt Zeiten, da lebe ich quasi außerhalb dieser und ich muss sagen: Ja, das ist anstrengend und kostet Überwindung, aber ich bin dadurch in den letzten Jahren so viel gewachsen, habe mich unglaublich schnell weiterentwickelt und auch viele Ängste verloren, als in all den Jahren zuvor zusammengenommen.

Falls du also das nächste Mal vor einer Entscheidung stehst, die dich ein wenig nervös werden lässt, sodass du nicht weißt, ob du es schaffen kannst, gebe ich dir hier meinen goldenen Abschlusstipp mit: 

„Hebe erst die Hand und überlege dir dann, wie du es umsetzt.“

Meiner Erfahrung nach, „zerdenken“ wir Frauen viel zu oft Entscheidungen und verbauen uns hierbei viele Chancen.

Mich würde natürlich an dieser Stelle brennend interessieren, wann du das letzte Mal deine Komfortzone verlassen hast und wie sich das für dich angefühlt hat? Komm hierzu gerne mit mir über Social Media in Kontakt oder schreibe mir einen Kommentar.

Ich hoffe natürlich, ich konnte dich heute ein wenig aus der Komfortzone locken, indem ich dir ein paar spannende Perspektiven und Gedanken mit auf den Weg geben konnte und ich freue mich, wenn wir uns zur nächsten Folge wiederhören. 

Bis dahin wünsche ich dir noch einen wundervollen Tag.

Deine Kinga

Über die Autorin

Kinga Bartczak
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Kinga Bartczak berät, coacht und schreibt zu Female Empowerment, neuer Arbeitskultur, Organisationsentwicklung systemischen Coaching und Personal Branding.

Zudem ist sie Geschäftsführerin der UnternehmerRebellen GmbH und Herausgeberin des FemalExperts Magazins.

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