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“Wir wollen die Badezimmer dieser Welt vom Plastik befreien!” – Ein Interview mit Romy Lindenberg
Dunkel Hell

“Wir wollen die Badezimmer dieser Welt vom Plastik befreien!” – Ein Interview mit Romy Lindenberg

Kinga Bartczak
SHAVENT-Gründerin-Romy Lindenberg-Interview

Heute darf ich euch ein ganz besonderes Female Role Model vorstellen, und zwar: Romy Lindenberg – Gründerin und Geschäftsführerin von SHAVENT. Gemeinsam mit ihrem Vater Armin Lutz Seidel hat sie einen Schwingkopfrasierer entwickelt, der plastikfrei, langlebig und unisex ist.

Liebe Romy, was für eine tolle Gelegenheit, dich in unserer Interviewreihe der FemalExperts Community vorzustellen!

Ich „hüpfe“ mal sogleich in die Fragerunde hinein, denn in der Start-up-Szene bist du ja kein unbeschriebenes Blatt. Du warst zuvor ja unter anderem Geschäftsführerin bei HelloFresh. Magst du uns kurz mitnehmen auf deine unternehmerische „Lebensreise“?

Ich habe schon super viele verschiedene Sachen gemacht, Beratung, Industrie, Startups – und habe mich einfach „verliebt“ in junge Unternehmen. Der direkte Impact, den man jeden Tag hat, das unverkrampfte, lösungsorientierte Zusammenarbeiten, die gemeinsame Mission – das motiviert mich jeden Tag unglaublich.

Den Sprung aus einer „sicheren“ Führungsposition in die schnelllebige Start-up-Welt wirkt für viele Leserinnen sicher sehr mutig. Was hat dich dazu bewogen, mit SHAVENT einen Neustart zu wagen? 

Ich habe meine Rollen bei großen Unternehmen, wie Burda und Sky auch immer sehr geschätzt, viel bewegen können und großartige Menschen kennengelernt. Aber ich würde Sicherheit nie gegen das Entdecken von Neuem eintauschen wollen. Erstens, weil ich das Gefühl von „Sicherheit“, egal in welcher Situation, für trügerisch halte und zweitens, weil man sonst doch die besten Sachen im Leben verpassen würde!

Was würdest du sagen, ist der wesentliche Unterschied im Hinblick auf deine vorherige Tätigkeit als Geschäftsführerin bei HelloFresh und deiner jetzigen als Entrepreneurin? 

Ich habe schon immer alles mit vollem Herzblut gemacht – deswegen gibt es darauf nicht die klassische Antwort. Aber am Ende ist es natürlich einfach etwas Anderes, wenn du an deinem „eigenen Baby“ arbeitest. Gerade als Family Startup ist es nochmal ein ganz besonderes Erlebnis – wenn man sich schon über dreißig Jahre lang kennt, ist das eine ganz andere Basis.

Ich bin besonders beeindruckt, dass du die Produktidee gemeinsam mit deinem Vater Armin ausgetüftelt hast. Wie kam es dazu?

Der SHAVENT ist meinem Vater tatsächlich unter der Dusche eingefallen. Er hatte keine Lust mehr, teuren Restmüll mit den klassischen Wechselköpfen zu produzieren, hat aber keine gute Alternative für sich gefunden – Rasierhobel waren ihm viel zu unkomfortabel und für die Körperrasur sind diese Metallrasierer mit steifem Kopf so gut wie gar nicht geeignet. Also hat er sich mit dem 3D-Drucker, den ich ihm vorher zu Weihnachten geschenkt hatte, kurzerhand seinen eigenen plastikfreien Schwingkopfrasierer entwickelt – und 36 Prototypen später hat er ihn meiner Mutter und mir gezeigt. Wir waren hin und weg und dachten: „Der ist ja nicht nur nachhaltiger, als herkömmliche Drogerierasierer, der ist ja auch noch BESSER!“ Das konnten wir nicht für uns behalten und so habe ich vorgeschlagen, dass wir zusammen unser Family Startup gründen.  

Viele trauen sich nicht im partnerschaftlichen oder familiären Rahmen zu gründen, aus Angst, dass Privates und Geschäftliches in Konflikt miteinander geraten könnten. Wie begegnet ihr einer solchen Situation?

Eine strikte Trennung von Job und Privatem gab es bei uns ohnehin noch nie. Ich glaube auch, dass das eine künstliche Trennung ist, wenn du das, was du tust, wirklich mit Herzblut machst. Aber natürlich war es auch etwas komisch, „nur noch“ über SHAVENT zu sprechen. Deswegen machen wir jetzt ganz bewusst „Rasierer freie Abende“, in denen Arbeitsthemen-Verbot herrscht und wir einfach als Familie zusammen Zeit verbringen.

„Sustainability“ ist aktuell das „Buzzword“ innerhalb der Start-up-Szene. Jeder möchte nachhaltiger, wertschöpfender und umweltbewusster produzieren. Wie widmet ihr euch diesem Themenfeld konkret?

Wir mussten uns nicht in ein themenfremdes Feld integrieren, sondern sind mit einem nachhaltigeren Ansatz zum Rasieren bereits gestartet. Wir glauben fest daran, dass man Nachhaltigkeit vorteilhaft und schön machen muss, damit eine signifikante Anzahl an Menschen auf nachhaltige Alternativen umsteigt. Einen erhobenen Zeigefinger wird man bei uns nicht finden, wir wollen mit den Vorteilen des nachhaltigen Rasierens überzeugen: Neben Plastik sparen die günstigen Standard-Rasierklingen, die für den SHAVENT benutzt werden, langfristig viel Geld und statt eines unansehnlichen bunten Plastikteils hat man einen stylischen Hingucker im Badezimmer – und das ohne auf den Komfort einer sanften Rasur mit einem flexiblen Schwingkopf und drei Klingen verzichten zu müssen.

2021 hat die Bekanntheit eures Unternehmens schlagartig zugenommen, denn mit Nico Rosberg und Judith Williams habt ihr ein Power-Investor*innen-Duo bei der Höhle der Löwen in euer Team geholt. Für diejenigen, die einen kleinen Blick hinter die Kulissen wagen wollen: Wie kam es zu eurem Auftritt in diesem bekannten TV-Format?

Das war super spannend. Wir hatten tatsächlich gar nicht vor, auf Investor:innen zuzugehen, weil wir unser Familien-Startup organisch wachsen lassen wollten. Eines Tages hatten wir dann eine Nachricht von „Die Höhle der Löwen“ auf unserer Mailbox, in der wir gefragt wurden, ob wir uns nicht für die Sendung bewerben wollen. Wir haben uns das sehr gründlich überlegt und mit vielen Startups gesprochen, die in der Show waren und alle haben uns die Teilnahme wärmstens empfohlen. Also haben wir uns in die Höhle der Löwen gewagt und es war wirklich ein sehr positives Erlebnis.

Wie ging es anschließend für euch weiter?

Die Ausstrahlung war der Wahnsinn für uns: Wir konnten Millionen Menschen, die sich sonst vielleicht gar nicht mit Nachhaltigkeit beschäftigen, unsere komfortable Alternative für eine sanfte plastikfreie Rasur zeigen – und wir haben so viele überzeugen können! Wir waren komplett ausverkauft und hatten teilweise bis zu 8 Wochen Lieferzeit – wir haben wie die Wilden gearbeitet und es motivierte uns unglaublich, denn es hat uns gezeigt: Wir bieten eine echte Alternative!

Siehe auch
Nina Bott im Interview-Artikelbild

Als Gründerin in der Start-up-Welt wird man manchmal wie eine „Rarität“ betrachtet. Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht, als du dich auf diese neue Bühne gewagt hast?

Frauen, die erfolgreich gründen, gibt es ja seit vielen Jahrzehnten – dass viele von ihnen aktuell mehr Aufmerksamkeit bekommen, ist klasse. So sehen noch viel mehr Menschen, dass nicht die Form deiner „private parts“ entscheidet, was geht und was nicht!

Hast du einen Tipp für (angehende) Gründerinnen, die den Sprung ins Unternehmer*innentum wagen möchten?

Machen! Wenn du eine tolle Idee hast, die dich begeistert, go for it! Was, wenn es schief geht? Was, wenn es NICHT schief geht?!

Abschließend noch eine meiner Lieblingsfragen: Wie wird es für dich, dein Team und dein Unternehmen in den kommenden Jahren weitergehen?

Unser Ziel ist klar: Wir wollen die Badezimmer dieser Welt vom Plastik befreien! Aktuell sind wir noch hauptsächlich im deutschsprachigen Raum unterwegs, wollen aber als Nächstes unsere europäischen Nachbarländer angehen. Dazu sind wir immer auf der Suche nach tollen, neuen KollegInnen für unser Team und freuen uns sehr, wenn Ihr Lust habt, auf unserer Jobseite vorbeizuschauen und Euch bei uns zu melden.

Liebe Romy, vielen Dank für diese unglaublich spannenden Einblicke! In der Tat ist SHAVENT nicht nur ein innovatives Unternehmen. Es ist eine einzigartige Konstellation (Vater-Tochter-Duo), die uns zeigt, dass gemeinsam wirklich starke Ideen umsetzbar und erfolgreich werden können.

Über die Autorin

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Kinga Bartczak berät, coacht und schreibt zu Female Empowerment, neuer Arbeitskultur, Organisationsentwicklung systemischen Coaching und Personal Branding.

Zudem ist sie Geschäftsführerin der UnternehmerRebellen GmbH und Herausgeberin des FemalExperts Magazins.

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