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Agile Methodik, Improvisation und Kreativität: Das yuii-Prinzip
Dunkel Hell

Agile Methodik, Improvisation und Kreativität: Das yuii-Prinzip

Kinga Bartczak
Madeleine-Yoran-und-Sabine-Zelm

Ich freue mich wirklich sehr über das heutige Interview mit Madeleine Yoran und Sabine Zelm, Gründerinnen von yuii Business-Training. Im Jahre 2011 gegründet, steht yuii Business-Training für individuelles, kreatives und innovatives Training für Unternehmen, u. a. in den Bereichen Führung, Kommunikation und Präsentation.

Coachings und Trainings werden sehr weitläufig angeboten, hatten Sie nie die Befürchtung nur ein weiteres Angebot unter vielen zu sein?

Ehrlich gesagt: nein. Wir haben yuii Business-Training 2011 gegründet und den Trainings- und Coaching-Markt zuvor genau beobachtet und analysiert. Es fehlte damals tatsächlich an Angeboten, die sich mit – wie man heute sagen würde – „agilen“ und kreativen Methoden an Unternehmen und deren Personalentwicklung richteten. Es fehlte an frischem Wind. Mit unserem jungen und nahbaren Online-Auftritt und Angebot haben wir uns von Anfang an von unseren Wettbewerbern abgesetzt und damit alleine schon viel Aufmerksamkeit erregt. Tatsächlich waren wir zur richtigen Zeit mit dem richtigen Angebot am Start.

Welchen Vorteil bietet das von Ihnen entwickelte yuii-Prinzip und welchen Unterschied weist es im Verhältnis zu anderen Trainingsmethoden auf?

Madeleine Yoran Geschäftsführerin, Business-Coach und -Trainerin
Madeleine Yoran, Geschäftsführerin, Business-Coach und -Trainerin

Es verwundert vielleicht, aber Trainings, also Weiterbildungen von Unternehmen für deren Mitarbeiter wurden lange Zeit – teilweise ja noch heute – sehr konventionell und klassisch durchgeführt: In 1-2 Tagen erhielten Teilnehmer Patentrezepte in Sachen Führung, Kommunikation oder Präsentation von einem „allwissenden Dozenten“. Wir sind von Anfang an von einem völlig anderen Lern-Ansatz ausgegangen: Die Teilnehmer unserer Trainings machen emotionale Erfahrungen, weil wir mit der genialen Methodik der sogenannten „angewandten Improvisation“ arbeiten. Unsere Teilnehmer lachen viel, ärgern sich (über sich selbst), spüren auch mal Unsicherheit und lernen sich selbst ganz neu kennen – und sie verlassen damit garantiert ihre Komfortzone. Denn nur dadurch erreichen Menschen auch die „Lernzone“, so ist Veränderung möglich.  Alle yuii-Trainer sehen sich als Facilitators, die Menschen bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung begleiten und dabei unterstützen, neue Facetten und Stärken zu erkennen und diese in den Job-Alltag einzubringen.

Für wen ist das yuii-Prinzip gedacht und warum benötigt man es?

Es ist wirklich für jeden gedacht und gemacht. Wir richten uns weder an bestimmte Branchen, noch an bestimmte Altersgruppen. Einzig und alleine unser „Young Leadership Camp“ richtet sich nur an Führungskräfte, die diese Position noch recht neu innehaben oder erst demnächst Mitarbeiter führen werden.

In der Gründerszene ist die Gründung einer GbR durch Frauen immer noch recht selten. Welche Faktoren haben bei der gemeinsamen Gründung für Sie beide eine entscheidende Rolle gespielt?

Wir waren uns beide einig, etwas Eigenes gemeinsam auf die Beine stellen zu wollen. Wir waren bereit, beide 100% Energie und Zeit in das Projekt zu investieren und natürlich wollten wir auch mit der GbR-Gründung den entsprechenden rechtlichen Rahmen schaffen. Das haben wir sofort mit dem Start von yuii Business-Training getan.

Wie haben Freunde und Verwandte reagiert, als Sie Ihren Gründungswunsch nannten und wie sind Sie mit deren Reaktionen umgegangen?

Unser gesamtes Umfeld hat sehr positiv reagiert. Am Anfang war gerade unser Freundeskreis recht involviert, weil wir die meisten Trainingsformate erst einmal ausgiebig mit ihnen getestet haben. Auch unsere Eltern sind „cool“ geblieben, obwohl wir beide gute Jobs mit sicheren Einkünften hatten. Das ist Eltern ja oft sehr wichtig ;). Witzigerweise sind sich unsere Eltern in einer Sache sehr ähnlich:  Sie haben uns beide schon immer in unseren Zielen bestärkt und immer darauf vertraut, dass wir schon die richtigen Entscheidungen für uns und unser Leben treffen würden. Wir waren 2011 absolut überzeugt von unserer Idee, aber durchaus auch pragmatisch unterwegs: Eine Gründung ist ja keine Sache, die ewig bestehen muss. Sprich, wir haben von Anfang an gesagt: „Wenn es nicht klappt, dann gehen wir zurück in unsere alten Jobs oder gründen später noch mal neu.“ Aber wir wollten es unbedingt versuchen. Unser Motto war damals „Just try it!“. Dieses Motto haben wir uns bis heute beibehalten.

Haben Sie beide bestimmte (thematische) Schwerpunkte oder überschneiden sich Ihre Fachgebiete im Rahmen Ihrer Trainings?

Wir haben tatsächliche viele gemeinsame Lieblingsthemen, w. z. B. Führung, Kommunikation und Präsentation. Madeleine übernimmt aktuell zusätzlich noch das Thema „Productivity Boost“ (Zeit- und Selbstmanagement), während Sabine gerne noch in den Bereichen „Kreativität“ oder „Women only“-Trainings speziell für Frauen, unterwegs ist.

Wenn Sie an ihre bisher absolvierten Trainings und Coachings denken, welche Veranstaltung oder welches Kundenanliegen ist Ihnen hierbei besonders im Gedächtnis geblieben?

Sabine Zelm Trainerin und Business-Coach, Geschäftsführerin
Sabine Zelm, Trainerin und Business-Coach, Geschäftsführerin

Puh, schwierige Frage! Es gab und gibt so viele tolle Trainings und ganz unterschiedliche Kunden-Einsätze. Wir lieben aktuell unser „Young Leadership Camp“, weil neue und junge Führungskräfte in der Regel total für ihre Position brennen und wirklich etwas bewegen wollen. Die Zusammenarbeit mit unseren Kunden in diesem Bereich macht uns unglaublich viel Freude und das Feedback der Teilnehmer ist ein immenser Antreiber für uns. Besonders  gern denken wir beide auch an einen Workshop-Tag zurück, den wir für eine bekannte Unternehmensberatung gestaltet haben. Vier Workshops an einem Tag zum Thema „Innovation durch Improvisation“.

Wir haben ehrlicherweise am Anfang etwas gebibbert, ob die Damen und Herren – viele davon im mittleren Alter und meist im Hosenanzug –  sich auf unsere Impro-Games und Übungen wirklich einlassen würden. Am Ende war es ein Riesenspaß und ein großer Erfolg.  Wir machen solche Trainings nun immer häufiger gerade für Branchen, die sich mehr Agilität, Flexibilität und Offenheit für Neues wünschen. Und wir lieben das Training „Know Yourself“, das wir u. a. für unseren langjährigen Kunden XING SE entwickelt haben: In zwei Tagen lernen sich die Mitarbeiter selbst besser kennen: Ihre Stärken und Entwicklungsfelder, persönliche Motive und Antreiber –  alles im Abgleich Selbst- und Fremdbild mit Videofeedback. Solche Konzepte zu entwickeln und diese erfolgreich durchzuführen, ist eine sehr erfüllende Arbeit.

Was würden Sie Frauen empfehlen, die einen starken Gründungswunsch hegen, jedoch noch mit der Umsetzung hadern?

Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, also aus betriebswirtschaftlicher Sicht das Projekt „fliegen“ kann, wenn genug Kraft und Leidenschaft da ist, die durchaus harten Zeiten am Anfang durchzustehen, dann würden wir ganz klar raten: Macht es! Selbst wenn man scheitern würde, hätte man so viel gelernt, dass diese Learnings wahrscheinlich mit Geld nicht aufzuwiegen wären. Wer hadert, sollte sich unbedingt Unterstützung suchen: Wir hatten auch mehrere Gründer-Coaches, die sehr hilfreich für uns waren.

Gab es im Rahmen Ihrer gemeinsamen Selbstständigkeit Momente, in denen Sie gezweifelt haben oder den Wunsch nach der Selbstständigkeit vielleicht sogar aufgeben wollten? Wie haben Sie solche Gedanken und Ängste überwunden?

Diesen wirklichen Moment, dass wir aufgeben wollten? Nein, den gab es wirklich nie. Wahrscheinlich weil wir am Anfang noch in unseren alten Jobs freelancen und so unseren Lebensunterhalt gut bestreiten konnten. Die ersten zwei Jahre waren dennoch keine „Herrenjahre“ und natürlich gab es auch immer wieder Zeiten der Frustration: Wir haben viel Zeit und Energie in yuii investiert, aber weil uns anfangs natürlich noch Referenzen fehlten, baute sich der Kundenstamm wirklich langsam auf. Allerdings hatten wir damit gerechnet und das von vornherein mit einkalkuliert. Heute müssen wir keine Kaltakquise mehr machen, weil wir tolle Bestandskunden haben und immer neue Weiterempfehlungen bekommen. Das ist natürlich das Beste, was passieren konnte!

Wie wichtig sind Netzwerke und die Teilnahme an Netzwerkveranstaltungen für Sie?

Unsere Netzwerke sind uns immens wichtig. Wir haben davon auch sehr profitiert und setzen heute noch auf gute, langjährige Kontakte. Wir sind allerdings beide überhaupt keine „Visitenkartensammlerinnen“ und tatsächlich wenig darauf aus, jedes Event in Berlin mitzunehmen.

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Nehmen Sie als Coaches eigentlich selbst Coachings oder Supervision in Anspruch?

Absolut. Supervision gehört dazu!

Was würden Sie als Ihre drei größten (beruflichen) Antreiber betrachten?

  • Etwas Eigenes zu schaffen, hinter dem wir beide wirklich stehen können,
  • die Freiheit zu haben so zu arbeiten, wie wir es für richtig halten und wirklich möchten
  • die Neugierde und den Ehrgeiz uns immer wieder neu zu erfinden. yuii goes Future – wir sind sehr gespannt, wo wir 2020 stehen!

Welche drei Tipps würden Sie anderen Gründerinnen mit auf den Weg geben, die noch am Anfang Ihrer Gründung und Konzeptionierung stehen?

1. Proof of Konzept: Das eigene Netzwerk befragen, Expertenmeinungen einholen und die Frage stellen: Hat meine Idee wirklich Potential und kann ich sie (alleine) oder mit Hilfe von Investoren wirklich umsetzen?

2. Wenn Frage Nr. 1 mit „Ja“ beantwortet wird: Machen und ausprobieren! Sich nicht entmutigen lassen! Es gibt sicher auch deswegen weniger Gründerinnen, weil wir Frauen deutlicher auf Sicherheit aus sind als Männer. Aber warum? Es gibt keine rationalen Gründe dafür.

3. Die richtigen Berater haben. Wir haben von Anfang an Coaches , Strategie-Entwickler und Finanzexperten an unserer Seite gehabt. Das investierte Geld hat sich absolut gelohnt.

Abschließend noch eine „Zukunftsfrage“: Welchen Herausforderungen möchten Sie sich in den kommenden fünf Jahren persönlich und beruflich (gemeinsam) stellen?

yuii-GruenderinnenWie überall boomt auch in der Trainingsbranche die Frage nach Digitalisierung und Agilität. Wir arbeiten gerade daran, yuii und unser Portfolio noch genauer auf diese Anforderungen anzupassen, wobei wir durch unsere Impro-Methodik schon immer recht „agil“ unterwegs waren. Und wir arbeiten am Ausbau unseres Netzwerkes. Wer Trainerin oder Coach ist und Lust hat, sich dem bunten yuii-Netzwerk anzuschließen, kann uns sehr gerne kontaktieren! Persönlich stellt sich Madeleine schon seit 2 Jahren der schönen Herausforderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Madeleine ist seit 2016 Mama) und Sabine heckt aktuell einen Plan aus, wie genau sich eine „Flucht“ aus dem viel zu oft viel zu grauen Berliner Winter gestalten lässt. Sie nennt das Vereinbarkeit von viel Sonne und Beruf.

Vielen Dank für das tolle und aufschlussreiche Interview.

Über die Autorin

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Kinga Bartczak berät, coacht und schreibt zu Female Empowerment, neuer Arbeitskultur, Organisationsentwicklung systemischen Coaching und Personal Branding.

Zudem ist sie Geschäftsführerin der UnternehmerRebellen GmbH und Herausgeberin des FemalExperts Magazins.

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