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Netzwerken wie ein Profi – Warum beruflicher Erfolg kein Zufall ist
Dunkel Hell

Netzwerken wie ein Profi – Warum beruflicher Erfolg kein Zufall ist

Kinga Bartczak
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***WERBUNG***

„Es sieht so leicht und spielerisch aus“, dachte ich mir immer, wenn ich auf Messen oder Kongressen „Netzwerk-Expert/innen“ bei ihrer Jagd nach tollen Austauschpartner/innen beobachtete.

Während ich stets dachte, was für ein glücklicher Zufall es doch sein muss, die richtige Person am richtigen Ort zu treffen, erkannte ich erst mit Anfang zwanzig, dass sich hinter dem scheinbar harmlosen Small-Talk-Plausch eine gerissene Strategie verbarg (7 Tipps für erfolgreiches Netzwerken).

Zu dieser Zeit steckte ich vollkommen im Trubel der Uni-Welt und versuchte verzweifelt meinen Kritikern zu erklären, dass ich als Germanistin nichts Aussichtaussichtloses studierte. Dabei fielen mir die ersten Netzwerkaktivitäten der meist etwas älteren Semester zum ersten Mal auf. Sie bewegten sich selbstbewusst im Raum, lächelten hier und stellten sich mal dort dazu und ich erkannte erstmals, dass ihr Vorgehen nichts mit Zufall oder Willkür zu tun hatte.

Stattdessen beobachteten sie den Raum, suchten sich gezielt eine/n Gesprächspartner/in aus, pirschten sich an und stellten sich höflich zu der oftmals bereits bestehenden Gruppe dazu. Im richtigen Moment lachten Sie über einen bestimmten Kommentar, auf welchen eine geistreiche Bemerkung ihrerseits folgte, um die Aufmerksamkeit auf die eigene Person zu lenken. Das Ritual wurde mit einem langen Part des aktiven Zuhörens und der darauffolgenden Anwendung des sogenannten AIDA-Prinzips zum Abschluss gebracht. Mit der Trophäe, nämlich einer Visitenkarte, machten sich beide Parteien auf zu neuen Jagdgefilden.

Ich war fasziniert.

Auf der Suche nach dem eigenen Netzwerk

Diese Faszination zog mich Jahre darauf stets von einer Jobmesse zur nächsten. Ich besuchte Karrieremessen, Kongresse und interne Veranstaltungen so oft ich konnte, um zu beobachten, zu lernen und anzuwenden. Durch eine Kommilitonin hat sich mein Netzwerk zum ersten Mal beruflich „ausgezahlt“. Sie arbeitete zu dieser Zeit innerhalb der Stabsstelle Gender & Diversity Management der RWTH Aachen, berichtete mir von einer ausgeschriebenen Stelle und empfahl mich direkt weiter.

Natürlich durchlief ich wie alle Bewerber/innen den allgemeinen Bewerbungsprozess. Bestärkt durch die Empfehlung meiner Bekannten konnte ich mich in dem Wissen besser auf das Bewerbungsgespräch einlassen, dass es intern jemanden gab, der an mich glaubte.

Netzwerken und Herausforderungen
Foto: Gratisography

Im Rahmen meiner Tätigkeit lernte ich viele weibliche Coaches kennen, die mich ermahnten, mein Netzwerk nicht zu missbrauchen, sondern diesem auch von meiner Seite vieles zurückzugeben. So begann ich mit der aktiven Pflege und Erweiterung. Ich habe mich also auch mit einigen Referentinnen und Coachinnen verknüpft, welche maßgeblich dafür verantwortlich waren, dass ich mich heute zur systemischen Coachin ausbilden lasse.

Wenn das Netzwerk aktiv wird

Nachdem mich meine innere Unruhe nach neuen Herausforderungen suchen ließ, fing ich an aktiv nach Unterstützungsmöglichkeiten zu suchen, die ich anderen zukommen lassen konnte und richtete meinen Blick dadurch in Richtung ehrenamtlicher Tätigkeiten. Auf einer Karriereveranstaltung begegnete ich so einer Mitarbeiterin vom Kompetenzzentrum für Frauen und Beruf und sagte ihr zu, mich an einem ehrenamtlichen Projekt zu beteiligen.

Zur gleichen Zeit erfuhr ich, was es bedeutet, sein Netzwerk eine Zeitlang ruhen zu lassen. Meine innere Unruhe führte mich in diesem Fall nämlich nicht nur auf die Suche nach einer ehrenamtlichen, sondern auch nach einer neuen beruflichen Tätigkeit. Aufgrund dessen fing ich an alte Kontakte aufzufrischen und neue kennenzulernen und kämpfte mich gleichzeitig durch einen langen und mühseligen Bewerbungsmarathon. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt verstanden, dass die Netzwerkpflege nicht nur zwischenzeitlich, sondern dauerhaft erfolgen muss. Es war nicht nur mühsam neue Kontakte kennenzulernen, sondern auch auf alte Kontakte zuzugehen und das auch noch mit einem direkten Anliegen. Ich fühlte mich, als hätte ich nach mehreren Jahren bei alten Freunden angeklopft, nur um sie zu fragen, ob sie mir nicht direkt mal mit einer Sache behilflich sein wollen. Zum Glück hatte ich mich jedoch nach einigen Wochen sehr aktiv wieder in den Netzwerkprozess eingebracht und die Scheu verloren, aktiv um Hilfe zu bitten.

In der vielfältigen Runde aus Frauen unterschiedlicher Herkunft, Alters und Berufsgruppen, welche ich durch meine neue Bekannte vom Kompetenzzentrum für Frauen und Beruf kennengelernt hatte, offenbarte ich im Rahmen einer Vorstellungsrunde meine Sehnsucht nach neuen Herausforderungen und äußerte meinen Wunsch nach beruflicher Veränderung.

Es dauerte keine Minute, bis die Magie des Netzwerks mich erfasste.

Neue Herausforderungen bedeuten mehr Verantwortung, aber auch mehr Möglichkeiten

Eine Teilnehmerin des Netzwerkes, die ich bis dahin bereits bewundernd ins Auge gefasst hatte, klopfte mir auf die Schulter und erzählte mir von einem spannenden Projekt und weckte mein Interesse für einen Bereich, an welchen ich bis dahin noch gar nicht gedacht hatte: Eine Behörde.

Ich wusste, dass ich innerhalb der neuen Position noch viel lernen musste, schließlich ist mir die Qualität meiner Arbeit immer stets sehr wichtig gewesen und auch hier gilt wieder das Credo: Die Tür ist offen, doch du musst dich auch als würdig erweisen, um durch sie durchtreten zu können.

Der neue Job veränderte mein Leben grundlegend.

Ich lernte vieles im Rahmen von Schulungen hinzu, durfte meine ersten richtigen Workshops leiten und wuchs über mich hinaus. Ich liebte unser Projekt und ich mochte die Energie, die unter unseren (meist weiblichen) Kundinnen herrschte. Aus einer Netzwerkpartnerschaft wurde ein Arbeitsverhältnis und ich bekam nicht nur eine tolle Chefin, sondern auch eine kompetente Kollegin hinzu, welche viele meiner Entwicklungen und Gedankengänge prägten. Selbst als ich (auf der Suche nach einer weiteren Herausforderung) intern meine Stelle wechselte, wusste ich, dass mein Netzwerk im Hintergrund weiter agierte und wuchs.

Zur gleichen Zeit empfahl mir eine Freundin eine Stelle als Studentische Gleichstellungsbeauftragte an der RWTH Aachen weiter, auf welche ich mich ebenfalls bewarb und diese anschließend auch antrat.

Siehe auch
Die Magie weiblicher Netzwerke-Artikelbild

Seien Sie ehrlich mit sich selbst, dann ist es Ihr Netzwerk auch

Auch wenn dieser Weg recht geradlinig klingen mag, so muss ich ehrlich gestehen, dass jede Herausforderung, die mein Netzwerk mir bot, auch eine große Angst in mir weckte. Man möchte einer Empfehlung gerecht werden und hat stets die Befürchtung, den Netzwerkpartner zu enttäuschen, wenn man nicht entsprechend „performt“. In dieser Situation hat es mir jedoch oft geholfen, mich selbst in die Position der „Helfenden“ zu begeben. Aus diesem neuen Blickwinkel heraus erkennt man schließlich relativ schnell, dass die Erwartungshaltung stets von einem selbst ausgeht und es nicht weiter schlimm ist, wenn nach einer Empfehlung keine Einstellung erfolgt.

Das eigene Netzwerk ist nicht nur ein Rettungsanker, es eröffnet Ihnen neue Möglichkeiten, die Sie alleine ergreifen müssen. Klick um zu Tweeten

Im beruflichen Kontext habe ich viele Workshops zur alternativen Stellensuche gegeben. Die Arbeitswelt verändert sich stetig und der Leitgedanke eines aktiven Netzwerkes ist noch nicht in allen Branchen gängig oder wird grundlegend falsch verstanden.

So fing ich an meinen Kundinnen (die oftmals schon grundlegende Netzwerke im privaten Bereich hatten) das Netzwerken auf sogenannten Business-Plattformen zu erläutern und stellte Ihnen in diesem Rahmen beispielsweise LinkedIn vor. Ich zeigte Ihnen, wie man sich dort anmeldet, wie leicht es ist mit anderen in Kontakt zu treten und wie sie es schaffen über die sozialen Medien eine „Marke“ aus sich zu machen.

Das Erstaunen war groß und die Resonanz ebenfalls.

Wie Sie gezielt Ihr eigenes Netzwerk aufbauen können

Business-Netzwerke und Workshops
Foto: KatarzynaBialasiewicz – iStock

Wo anfangs große Sorge und Skepsis herrschten, folgte eine große Neugierde. Meinen Kundinnen gefiel die leichte Handhabe und das man zum gemeinsamen Vernetzen keine Goethe-ähnlichen-Fähigkeiten benötigt, um eine ausgiebige Interessensbekundung zu formulieren. Sie empfanden die Plattform als sehr übersichtlich und es entwickelten sich die ersten zarten Kontakte untereinander. So haben Sie den Weg aus dem analogen in den digitalen Bereich geschafft, welcher Ihnen die Kontaktaufnahme oftmals erleichterte, da es keine Konkurrenzsituation schuf, peinliches Schweigen ausschloss und das Verlassen einer unangenehmen Kommunikationssituation erleichterte.

Besonders beeindruckt hat mich hierbei die Leichtigkeit, mit der Kundinnen erklärten, dass sie auf Nachrichten zu Profilen, die sie spannend fanden, nicht nur positive Rückmeldungen, sondern auch meist ein reges Interesse an der eigenen Person und Bibliografie erhielten. So lernten sie, abseits vom Standard-Lebenslauf, auf sich aufmerksam zu machen und sich in der neuen Rolle als zukünftige, erfolgreiche Arbeitnehmerin einzufinden.

Tipps und Tricks fürs Networking

Auch heute noch empfehle ich meinen Kunden alternative Strategien zur Stellensuche zu entwickeln und hierbei auch stets ihren Blick auf ihr eigenes Netzwerk zu schärfen. Viele sind hierbei oftmals mit der eigenen Person, Situation und der damit verbundenen Herausforderung allein und erkennen erst im Gespräch, dass ein Netzwerk ihnen ihre Situation erleichtern könnte, sofern sie sich an einige Vorgaben halten:

  • Eine Empfehlung ist mehr wert als eine Papierbewerbung. Fragen Sie also gezielt danach und empfehlen Sie auch selbst weiter, sofern Sie an die Person glauben.
  • Mit einem aktiven Netzwerk ist man nie allein auf dem Arbeitsmarkt, denn es hält Ohren und Augen stets für einen offen.
  • Eine Empfehlung ist wichtig, doch sie bringt Ihnen nicht den Job. Die Türe muss man selbst durchschreiten, im Bewerbungsgespräch überzeugen und beweisen, dass man den (eigenen) Erwartungen gerecht werden kann (denn diese sind nach einer persönlichen Empfehlung oftmals höher, als nach einer Standardbewerbung)
  • Ihr Netzwerk muss stets aktiv bleiben. Wenn Sie es nur nutzen, um Ihre Interessen weiterzubringen, wird es Sie vergessen. Fragen Sie nicht danach, was jemand für Sie tun kann, sondern was Sie dem anderen Gutes tun können. So entsteht eine stetige Wechselbeziehung, die auf dem Grundsatz beruht, den Anderen zu unterstützen und diese Unterstützung auch zu erhalten.
  • Ein Netzwerk kann nicht nur berufliche-, sondern auch persönliche Weiterentwicklung fördern. Mit dem Wachstum erfolgt hier eine Art Reflexionsphase, die einen selbst immer weiter dazu antreibt, durch eigene Weiterbildung auch sein Netzwerk zu stärken.
  • Wer sein Netzwerk nicht pflegt, verwaltet nur Systemleichen. Schreiben Sie über sich, kommentieren sie Beiträge von anderen und gratulieren Sie zum Geburtstag. Gehen Sie mit einem Netzwerk so gewissenhaft um, wie mit ihren Freunden und Bekannten.
  • Nutzen Sie nicht nur private-, sondern auch digitale Netzwerke. Sie können hierbei nie wissen, wer wen kennt und haben so die Möglichkeiten Personenkreise und Themenbereiche für sich zu erschließen, die Sie vorher vielleicht noch gar nicht im Blick hatten.
  • Die Qualität Ihrer Kontakte ist entscheidend, doch unterschätzen Sie nicht die Wichtigkeit Ihre Reichweite. Natürlich sollte man beim Vernetzen darauf achten, wer in der eignen Timeline oder Chronik im Nachgang herumschwirrt. Zur Pflege gehört hier jedoch auch die stetige Selektion. Selbstverständlich können 10 wichtige Kontakte ausreichend sein, wenn sie jedoch ein umfangreiches Netzwerk aufbauen und von anderen auch „gesehen/gelesen“ und weiterempfohlen werden möchten, müssen Sie sich auch mit diesen Menschen vernetzen. Wenn Sie hier eine gezielte Frage in den öffentlichen Raum stellen, ist die Resonanz entsprechend viel höher, als wenn ihre Reichweite nur die bereits bestehenden 10 Kontakte erreicht. Wichtig ist hierbei: Bauen Sie Ihr Netzwerk so weit aus, sodass sie sich hier noch wohlfühlen.

Grundsätzlich lässt sich sagen: Wer nicht netzwerkt, wird seinen Weg in der Berufswelt trotzdem finden. Dieser Weg ist jedoch um einiges mühseliger, als ein kurzer Anruf oder eine LinkedIn-Nachricht an eine/n Bekannte/n, welche/r die Netzwerk-Philosophie verstanden hat und Ihnen mit Freude helfen möchte.

Mein Fazit zum erfolgreichen Netzwerken

Seien Sie also aktiv, beziehen Sie auch alternative Netzwerkmethoden (Messen, Kongresse, Onlineplattformen) mit ein und Sie werden erkennen, dass sich ihre stetigen Bemühungen auszahlen werden und sie die Hilfe, die Sie erhalten, auch sehr gerne zurückgeben werden.

Über die Autorin

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Kinga Bartczak berät, coacht und schreibt zu Female Empowerment, neuer Arbeitskultur, Organisationsentwicklung systemischen Coaching und Personal Branding.

Zudem ist sie Geschäftsführerin der UnternehmerRebellen GmbH und Herausgeberin des FemalExperts Magazins.

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