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Nachhaltigkeit triff auf Innovation: Wie Gründerin Miriam Janke mit Deep Tech die unternehmerische Kreislaufwirtschaft revolutioniert
Dunkel Hell

Nachhaltigkeit triff auf Innovation: Wie Gründerin Miriam Janke mit Deep Tech die unternehmerische Kreislaufwirtschaft revolutioniert

Kinga Bartczak
Miriam Janke zeigt-Technologie, Nachhaltigkeit und Weiblichkeit ergänzen sich perfekt-Artikelbild

Wir freuen uns heute eine besonders spannende Gründerin im Interview zu haben – Miriam Janke, Co-Founderin von Website Miriam Janke,

1. Liebe Miriam, ich freue mich sehr dich unserer Community im Role Model Interview vorstellen zu dürfen. Du bist in den hochspannenden Bereichen der Digitalisierung und Softwareentwicklung unterwegs. Magst du unseren Leser*innen einen kleinen Einblick in deinen beruflichen/unternehmerischen Werdegang geben?

Natürlich, Kinga. “It’s a journey, not a sprint” – würde ich hier sagen. Meine unternehmerische Karriere hat mit ungefähr 14 Jahren angefangen, damals habe ich sehr interessiert verschiedene Blogs verfolgt und diese erlebten gerade ihren Aufschwung. Neben der Schule blieb sehr viel Zeit zum Bloggen und Programmieren. Meine Liebe zum Digitalen wurde entfacht und da ich als Kind immer von Opa zu den Agrarfabriken mitgenommen wurde, war mein Interesse an #DeepTech geweckt (was mich damals sehr geprägt hat). Als ich mit 18 Jahren meine kleine Weltreise antrat, kam ich sehr viel in Kontakt mit digitalen Nomaden und das Thema „Arbeiten von überall“ und gerade Unternehmertum wurden Top-Themen bei mir. 2018 zog ich nach Berlin, um ein Unternehmen zu gründen. In der Uni gründete ich im ersten Semester eine Organisation und führte Events durch, um Studierende zu empowern. 

Wir alle wissen, Berlin ist eine Metropole der Begegnungen und so traf ich die Marketingmanagerin von einer Silicon Valley-Investment Bank. Hier unterstützte ich bei einer Mobility-Kampagne und machte PR für einen Bestseller-Autor. Danach traf ich die Entscheidung, dass ich dies auch selbst machen kann und zwar mit einer eigenen Agentur. Mayvary entstand und nach zwei Monaten hatte ich schon vier Leute und es ging richtig ab.

Darauffolgend traf ich meinen jetzigen Geschäftspartner. Und ja, heute bin ich Mitgründerin eines Softwareunternehmens, namens Trilleco. Wir wollen Unternehmen Zugang zur modernen Kreislaufwirtschaft ermöglichen und damit zu mehr Nachhaltigkeit durch die Gewinnung, Visualisierung und die Nutzung von Daten mit Hilfe unserer NoCode Plattform verhelfen. Besonders der Einsatz von neuen digitalen Lösungen (Energie Management, Asset Management, 3D Digital Twin, Predictive Maintenance, etc. ) stehen hierbei im Fokus. 

2. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich Gründerinnen begegnen darf, die sich aus stereotypen Rollen hinausbewegen und sich auch in die scheinbaren „Männerdomänen“ wagen. Wie hast du deine Leidenschaft für die „technische Welt“ entdeckt?

Durch meinen Opa habe ich die Vorliebe zu Traktoren (besonders der von John Deere mit Anhänger und Frontlader), durch meinen Vater zu Videospielen/Bauen und durch meine Mutter zu Finanzen entdeckt. In unserer Kindheit werden wir so unfassbar stark geprägt und ich hatte das Glück, dass mir von klein an technische Dinge in die Hände gegeben wurden. Allerdings war das nur der Startpunkt. Meine technische Affinität und sich mit Zukunftstechnologien auseinanderzusetzen, hat auch viel mit Büchern lesen, träumen/visionieren, Austausch mit intelligenten/inspirierenden Menschen und die Liebe zu lernen zu tun. Ausprobieren und aus Kuriosität kreieren, Entscheidungen treffen und für die Zukunft innovieren, das macht für mich die technische Welt aus. 

3. Trilleco wurde 2021 gegründet. In deinem LinkedIn-Profil fand ich folgende Beschreibung hochspannend: „Das Ziel von Trilleco ist es, durch unsere NoCode IoT-Plattformlösung eine höhere Effizienz, Einfachheit und Nachhaltigkeit in Unternehmen zu ermöglichen, den umsichtigen Einsatz von Ressourcen zu unterstützen, die Kapazitätsauslastung zu optimieren und ergebnisorientierte Lösungen anzubieten.“ Tatsächlich kommen bei mir direkt viele spannende Bilder in den Kopf, doch für unsere nicht ganz so technikaffinen Leser*innen: Magst du vereinfacht erklären, wie man sich eure Plattformlösung und den dazugehörigen Service eurerseits genau vorstellen kann?

Klar Kinga, sehr gerne. Es gibt viele Herausforderungen zu lösen: Volatile Märkte und der Innovationsdruck der Unternehmen, der Fachkräftemangel bei Softwareentwicklern und Datenwissenschaftlern, die digitale Transformation von Unternehmen sowie die Entwicklung von Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit. Viele traditionelle Unternehmen sind mit der Technologie überfordert und verfügen nicht über Budgets, die große Softwareprojekte abdecken können. Unsere NoCode Platform mit den bereits vorgefertigten, anpassbaren digitalen Lösungen setzt genau da an, um viele ihrer aktuellen Herausforderungen zu lösen. Die verbesserte Kombination mit erstklassigen aufstrebenden Technologien, wie Internet of Things, Künstliche Intelligenz und Augmented Reality in einer NoCode-Plattform hilft, eine maßgeschneiderte Unternehmenslösung zu schaffen, welche die Herausforderungen von heute löst. 

4. Das Thema „Nachhaltigkeit“ spielt für euch in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle. Wie genau kann man sich euren Beitrag zur Kreislaufwirtschaft hierbei vorstellen?

Wir fokussieren uns auf die Kreislaufwirtschaft (Circular Economy), indem wir Unternehmen durch unsere Plattform ermöglichen, nachhaltiger zu wirtschaften und Ressourcen verantwortungsvoll zu nutzen. Zuallererst betrachten wir den Status quo, indem wir mit vorhandenen Daten arbeiten und Sensoren mit unseren Partnern installieren. Diese Daten machen wir nutzbar, indem wir sie in unserem Dashboard unserer NoCode Plattform graphisch visualisieren. Darüber hinaus können einzelne Parameter ausgewählt und Reports gezogen werden. Die Daten sind dann die Grundlage für weitere Lösungen und Optimierungen, wie beispielsweise Engergiemanagemement. Hier unterstützen wir beispielsweise im Mittelmeerraum Container-Häfen ihre Elektizitätsrechnung und damit auch ihre Stromrechnung zu reduzieren. Da NoCode keine Programmierung erfordert, können Änderungswünsche ganz einfach vollzogen und neue Lösungen oder Prozesse in 1/10 der Zeit ,als wenn programmiert werden muss, implementiert werden. Meine Vision ist Interoperabilität und volle Interkonnektivität in Unternehmen zu erreichen. Unsere Plattform dient als Baukasten, um kontinuierlich mehr Zirkularität zu schaffen und weitere digitale Lösungen hinzuzufügen. 

5. Es entsteht oftmals der Eindruck, als wären wir in Deutschland noch recht verhalten, was technische Innovationen angeht. Würdest du das bestätigen oder hat sich hier unser Mindset hinsichtlich Innovationen vielleicht sogar zum Positiven gewandelt?

Deutschland ist auf jeden Fall noch sehr hinterher, wenn es um Digitalisierung geht und dies in allen Bereichen. Corona war definitiv ein Treiber von Innovation und auch die EU Klimaziele 2050 befördern neue Wege im Bereich Nachhaltigkeit. Ich denke, dass Unternehmen nun gezwungen sind, mehr zu innovieren, um gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ansprüchen gerecht zu werden und um einen Wettbewerbsvorteil auch in Zukunft zu halten. 

6.Du hast den „Sprung ins kalte Unternehmerinnenwasser“ ja nicht nur einmal gewagt. Einige Frauen begleitet ein starkes „Angstgefühl“, wenn sie an die Gründung eines Startups oder eines Unternehmens denken. Hast du einen Tipp für (angehende) Gründerinnen, den du vielleicht selbst gerne zu Beginn erhalten hättest?

Mein Tipp ist: Sucht euch Mentoren, Branchenexperten, und vernetzt euch mit anderen Gründer:innen. LinkedIn ist ein unfassbar gutes Netzwerk, um diese drei Dinge zu finden, und um weitere Sichtbarkeit zu erzielen. Am Anfang hat bei mir ein Entrepreneurship-Programm geholfen, um mit Peers in Kontakt zu treten und Accountability-Gruppen zu formen. Motivation, eine konsequente Zielverfolgung, der Austausch mit dem Markt und die stetige Anpassung des eigenen Geschäftsmodells durch das kontinuierliche Einholen von Feedback sind gute Grundlagen, um das eigene Unternehmen zum Erfolg zu führen. Daneben ist die Auswahl des Teams das Wichtigste. Hier hat mir jemand mal den Tipp gegeben: Hire slow and fire fast. Gerade wenn es um das Mitgründen geht, sollte vorher schon mit den jeweiligen Personen zusammen gearbeitet worden sein. Ansonsten ist Vesting auch eine Möglichkeit, um Erwartungen intern abzusichern. 

7. Viele Frauen haben in der Gründer*innen-Szene immer noch mit einigen Herausforderungen zu kämpfen, egal ob es Gender Bias, fehlende Investor*innengelder oder die Vereinbarkeit von Entrepreneurship und Familie betrifft. Auch du führst neben deinem Gründerinnentitel eine weitere spannende Bezeichnung, denn du bist auch die Vize Miss Germany Berlin. Hast auch du als Unternehmerin je mit den oben genannten Herausforderungen zu tun gehabt oder hast du dich Vorbehalten gegenüber gesehen, weil andere möglicherweise deine vielfältigen Interessensgebiete und Titel nicht nachvollziehen oder akzeptieren konnten/wollten?

Oh yes, Kinga. Total. Ich hatte einmal mit Anfang 20 ein Investorenmeeting und der Investor hatte mich erst einmal als Assistentin behandelt. Nachdem er eine unpassende Floskel wählte und meine Mitgründer direkt sagten, dass mir das Unternehmen gehörte, war ihm das sehr peinlich und sein Verhalten zu mir hat sich schlagartig geändert. Weiterhin gibt es so manche Fälle, bei denen Meetings mit Dates verwechselt werden. Hier sollte man direkt klarstellen, dass wir entweder weiter geschäftlich reden können oder eher getrennte Wege gehen sollten. Wenn er professionell ist, nimmt er es mit Humor. Wenn nicht, dann ist es halt so, und es geht weiter voran. Dies musste ich auch in sehr vielen Situationen lernen, aber der Fehler liegt hierbei nicht bei uns Frauen.

Siehe auch
Veränderungsexpertin Lea Dingel im Interview-Artikelbild

Und wenn es um Vereinbarkeit mit Familie und Unternehmertum geht, so finde ich, kann niemand urteilen, und jeder sollte das tun, was er/sie für richtig hält. Ich hoffe Gender Biases und Argumentieren gegen Rollentypen hört mit unserer Generation, der Generation Z auf, denn wir sind die Generation der Zukunft. 

8. Eine weitere spannende Aufgabe, welcher du dich gewidmet hast, ist die des Beiratsmitgliedes bei den Social Media Piraten. Für diejenigen unter unseren Leser*innen, die nicht wissen wie man Beiratsmitglied wird oder was man in dieser Position genau macht. Könntest du uns auch hier auf deine Reise mitnehmen?

Als Beiratmitglied berate ich das Unternehmen strategisch und besitze die Draufsicht über die Unternehmensentwicklung. Darüber hinaus tritt bei der Ausübung dieses Mandates auch die Steuerung, Coaching und Sparring von Geschäftsführer:innen und Gesellschafter:innen auf. In der Beiratsordnung werden meist die Aufgaben festgeschrieben. Gegebenenfalls kann ein Beirat sogar kontrollierende Funktionen ausüben. Bei der Pirates Group bin ich hierfür 2-3 mal im Jahr in München. Meiner Meinung nach sollten viel mehr GenZ’ler als Beirat/Beirätin hinzugezogen werden, denn wir sind mit den neuen Technologien aufgewachsen und arbeiten sehr kreativ. Was damals funktioniert hat, funktioniert heute nicht mehr. 

9. Multigründerin, Beiratsmitglied, Innovatorin – Als wären diese Rollen nicht bereits sehr beeindruckend, ist vor allem dein Engagement als Mentorin eine Komponente, die ich in dieser Aufzählung nicht vergessen möchte. Als eben solche bist du unter anderem bei der HUBerlin, der UniMannheim oder FemGems tätig (gewesen). Inwiefern ist Mentoring für dich ein wichtiger Baustein im Bereich Entrepreneurship?

Ich liebe Mentoring, weil ich es liebe, etwas zurückzugeben. Wenn meine Mentees durch das vermittelte Wissen 1-2 Jahre schneller sind oder ihnen manche negative Erfahrung erspart bleibt, dann habe ich alles richtig gemacht. Weiterhin gewinne ich als Mentorin auch Einblicke in neue Trends/Märkte und der Reverse Mentoring Gedanke ist für mich der Way to Go. Wir sollten aber nicht vergessen, dass ein Mentor oder eine Mentorin auch unsere Geschäftspartner:innen, Freunde:innen, Bekanntschaften sowie auch YouTuber:innen oder Instagram-Vorbilder sein können. Wissen gibt es an jeder Stelle und auch ich hole mir kontinuierlich Unterstützung von anderen Gründer:innen und Industrieexpert:innen. 

10. Im Hinblick auf deine persönliche und unternehmerische Entwicklung sind die Leser*innen sicher sehr gespannt, wie es für dich und Trilleco weitergeht. Magst du uns für die nächsten Jahre einen kleinen Zukunftsschnappschuss dalassen?

Miriam Janke, Technologie-Gründerin aus Berlin für grüne Innovationen

Na klar. Zuallererst muss gesagt werden, dass nur 7% der Unternehmen zirkular sind. Die Kreislaufwirtschaft muss für Unternehmen zugänglich gemacht werden und wir wollen diese Prozentzahl durch unseren NoCode-Ansatz für Unternehmen jeder Größe erhöhen. Dies ist einer meiner Zukunftsschnappschüsse, um ökologische, aber auch finanzielle Einsparungen zu tätigen. Weiterhin wollen wir in weitere Märkte expandieren. Im nächsten Jahr ist eine Investorenrunde geplant und das Team wird wachsen. Weiterhin habe ich vor, mehr Frauen zur Gründung inspirieren und motivieren. Darüber hinaus ist ein großes persönliches Ziel für mich Forbes 30 under 30 in Tech zu werden. 

Liebe Miriam, vielen Dank für diese spannenden Insights! Ich bin mir sicher, dass wenn die Sichtbarkeit von solch inspirierenden weibliche Role Models wie dir auch weiterhin steigt, sich viele junge Frauen mutig in den technischen Bereich vorwagen werden und vielleicht sogar eine Gründung in Erwägung ziehen.

Über die Autorin

Kinga Bartczak
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Kinga Bartczak berät, coacht und schreibt zu Female Empowerment, neuer Arbeitskultur, Organisationsentwicklung systemischen Coaching und Personal Branding.

Zudem ist sie Geschäftsführerin der UnternehmerRebellen GmbH und Herausgeberin des FemalExperts Magazins.

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