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Stella-Oriana Strüfing – Wie die Gründerin von Laori mit einer alkoholfreien Alternative eine berauschende Erfolgsgeschichte schreibt
Dunkel Hell

Stella-Oriana Strüfing – Wie die Gründerin von Laori mit einer alkoholfreien Alternative eine berauschende Erfolgsgeschichte schreibt

Kinga Bartczak
Laori-Stella Strüfing-Founderin-Portrait

Mit ihrem Unternehmen Laori trifft Gründerin und Geschäftsführerin Stella-Oriana Strüfing den Zeitgeist der Healthy Living Community. Heute werfen wir im gemeinsamen Role Model Interview bei FemalExperts einen intensiven Blick hinter ihr alkoholfreies Erfolgsrezept.

Liebe Stella-Oriana, schön, dass du dich unserer Community vorstellen möchtest. Vielleicht magst du uns zu Beginn die (vermutlich) wichtigste Frage zuerst beantworten: Wer ist Stella-Oriana Strüfing?

Ich bin Gründerin und Geschäftsführerin von Laori, Genussmensch und Expertin für gute alkoholfreie Drinks. Vor Laori habe ich als Coach für High-Tech Startups gearbeitet. Mit Laori hatte ich schließlich die Idee, die mich selbst nicht mehr losgelassen und dazu bewegt hat, mein eigenes Startup zu gründen.

Du hast dein Unternehmen gemeinsam mit Christian Zimmermann gegründet. Wieso habt ihr euch hierbei für ein Alternativprodukt zu Gin entschieden?

Laori haben wir aus meinem eigenen Bedürfnis heraus gegründet. Die Idee dafür entstand eines Abends in einer Bar. Ich wollte keinen Alkohol trinken und die Getränkeauswahl war mir mit Softdrinks, Wasser und Saftcocktails zu süß oder langweilig. Ich wollte einfach nur einen Gin & Tonic ohne Alkohol. So kam es, dass unser erstes Produkt mit Laori eine alkoholfreie Alternative zu Gin sein sollte. Mit Laori Juniper No 1 haben wir ein Produkt entwickelt, das sich so vielseitig einsetzen lässt wie ein alkoholischer Gin, aber ohne den Kater am nächsten Tag. Mittlerweile hat Laori mit einem alkoholfreien Aperitif und einer alkoholfreien Alternative zu Rum ein ganzes Portfolio an alkoholfreien Spirituosenalternativen.

Wie können wir uns den Weg von einer heimischen Küchen-Destillerie zu einem professionellen Business vorstellen?

Zu Beginn habe ich tatsächlich selbst in meiner Küche destilliert und verschiedene Verfahren und Rezepturen ausprobiert. Im nächsten Schritt habe ich Experten gesucht, die meine Ideen in ein standardisiertes Verfahren übersetzen könnten. So  habe ich meinen Mitgründer Christian kennengelernt. Er ist studierter Produktentwickler und hat in den darauffolgenden Monaten die Produktentwicklung übernommen. Wir haben einen straffen Zeitplan gemacht, wann wir unser Produkt launchen und darauf zugearbeitet. Ich habe mich in der Zwischenzeit um die Marke, den Businessplan und die Finanzierung unserer Gründung gekümmert. Nach neun Monaten ging es dann los und wir haben Laori gelauncht. Um Laori groß zu machen und stetig zu wachsen, haben wir mit ganz klaren Zielen gearbeitet, die wir jedes Jahr übertroffen haben.

In Zeiten, in welchen gefühlt jeder zweite Schauspieler (bewusst nicht gegendert) ein eigenes Alkoholprodukt auf den Markt bringt, stelle ich es mir sehr herausfordernd vor, mit einem Gegenkonzept zum gängigen „Genussparadigma“ auf den Markt zu gehen. Wie habt ihr den Markteinstieg empfunden? 

Spannende Frage. Das Gegenparadigma dazu ist, dass vermutlich jeder zweite Schauspieler und jede zweite Schauspielerin auf Alkohol verzichtet. Das eröffnet uns eine breite Zielgruppe, die bewusst auf Alkohol verzichtet und dafür eine Genussalternative wünscht. Dies haben wir auch bei unserem Markteinstieg erlebt. Es gibt sehr viele Menschen, die bewusst auf Alkohol verzichten. Sei es durch Schwangerschaft, Medikamente, religiöse Gründe oder durch den bewussten Verzicht, da es einem nicht gut tut. Diese Gruppen haben wir ausfindig gemacht und bewusst adressiert, da wir ein akutes Problem lösen. Laori kam dadurch von Anfang an gut an, da es nichts Vergleichbares gab für gute und erwachsene Drinks ohne Kater.

Mit eurer Geschäftsidee verkauft ihr nicht nur ein Alternativprodukt zu gängigen Säften oder Softdrinks, euch geht es innerhalb euer Geschäftsphilosophie auch um mehr Ethik in der Wirtschaft. Was genau ist hier euer konkretes Anliegen?

Nachhaltiges Wirtschaften ist ein Grundbaustein von Laori. Wir versuchen, unsere Rohstoffe immer so lokal wie möglich zu beziehen, auf Plastik zu verzichten, Kräuter und Gewürze umweltschonend anzubauen. So verwenden wir, wenn möglich, Kräuter und Gewürze in Bio-Qualität, auch wenn für unsere Produkte keine Zertifizierung möglich ist.

Ihr sprecht hierbei nicht nur von Ethik und Nachhaltigkeit, sondern setzt diese Werte auch in eurem eigenen Produktionsprozess gezielt um. Was ist das Besondere an euren speziellen Destillaten, welche oftmals als eine Anlehnung an die französische Parfum-Destillation beschrieben werden?

Mit Laori haben wir ein eigenes innovatives Herstellungsverfahren entwickelt, das von der französischen Parfümdestillation abgeleitet ist. Dabei wird auf natürliche Weise der Geruch und Geschmack von beliebten Spirituosen nachempfunden. Unser Team verwendet in der Herstellung nur echte Kräuter und Gewürze und verzichtet auf künstliche Aromen und unnötige Zusatzstoffe. Wir entwickeln dabei unsere Produkte nach dem Leitsatz: Zutaten, die wir nicht aussprechen oder erklären können, haben in einem Lebensmittel nichts verloren. Alle Produkte sind zudem vegan und die Verpackungen sind wiederverwendbar und zu 100 % recycelbar.

Besonders spannend ist die Kombination aus Produktentwicklung und Wissenstransfer in eurem Bereich. Hierzu nutzt ihr beispielsweise euer Magazin für alkoholfreie Trinkkultur, in welchem ihr über Alkohol aufklärt, informiert und aufzeigt, wie lecker alkoholfreier Genuss sein kann. Warum ist die Aufklärungsarbeit in diesem Bereich besonders wichtig?

Wir bewegen uns in einem Bereich, den es bisher so nicht gab. Als wir 2020 an den Markt gegangen sind, bestanden alkoholfreie Cocktails aus verschiedenen Säften. Für uns war es nur natürlich, dass wir in unserem Magazin und auf Instagram verschiedene Rezepte zeigen, die mit Laori möglich sind. Das Schöne an unseren alkoholfreien Alternativen zu Gin, Rum und Aperitif ist, dass sie so vielseitig einsetzbar sind. Man kann nicht nur einen alkoholfreien Drink damit mixen, sondern von Gin & Tonic bis London Mule eine Vielzahl an guten Drinks genießen. 

Ebenso ist für uns der Community Charakter wichtig. Mit Laori haben wir auf Instagram die größte alkoholfreie Community in Deutschland geschaffen, wo man sich miteinander austauschen kann, wir dumme Sprüche zu alkoholfreiem Trinken auf die Schippe nehmen und zeigen, wie viel Lust alkoholfrei machen kann.

Zu Beginn stolpern sehr viele über das Thema „Sichtbarkeit und Reichweite“. Inwiefern sind diese Komponenten für den unternehmerischen Erfolg wichtig und wie seid ihr dieses Themenfeld konkret angegangen?

Hier kann ich nur unsere Business Angel Tijen Onaran zitieren: “Wer nicht sichtbar ist, findet nicht statt”. Für uns war Sichtbarkeit von Anfang an eine der wichtigsten Säulen für unseren Unternehmenserfolg, insbesondere auch in den Coronajahren. Hier haben wir früh angefangen und konnten so eine starke Community aufbauen.

Gerade zu Beginn einer Gründung ist es wichtig, darüber nachzudenken, wer als Multiplikator:in dienen kann. Dies waren für uns Events, Kooperationen mit Influencer:innen und Wettbewerbe, aber auch unsere eigenen Social-Media-Kanäle, die wir konstant bespielt haben.

Apropos Reichweite: Auch wenn es etwas komisch klingt, aber den Deal in der Höhle der Löwen nicht zu erhalten, ist in eurem Fall sogar ein absoluter Glücksfall gewesen. Unmittelbar danach hat Faraday Venture Partners einen sechsstelligen Betrag in eurer Unternehmen investiert und damit Laori viel höher bewertet als ursprünglich in der Höhle der Löwen. Wie habt ihr es geschafft, die Investor*innen von euch zu überzeugen?

Investoren überzeugt man immer mit einem guten Produkt, einem starken Gründer*innenteam und einem wachsenden Unternehmen. Wir haben es geschafft, jeden Monat unseren Umsatz zu steigern und alle Anforderungen an ein attraktives Investment zu erfüllen. 

Siehe auch
Pionierin der grünen Wende in der Finanzwelt-Marie-Luise Meinhold von ver.de im Interview-Artikelbild

2020 wurde „Laori Juniper No 1“ mit dem FIC 2020 Food Award als bestes Produkt ausgezeichnet. Weiterhin wurdest du mit dem Digital Female Leader Award ausgezeichnet und hast zusätzlich die Gründerin und Geschäftsführerin der Global Digital Women Tijen Onaran als Investorin gewonnen. Viele Gründerinnen fragen sich oftmals bei solchen Ereignissen: Glücklicher Zufall oder strategisches Vorgehen?

Ich würde sagen, beides! Bei Wettbewerben teilzunehmen, ist erstmal strategisches Vorgehen, da sie dir dabei helfen, deine Sichtbarkeit zu erhöhen. Diese Wettbewerbe dann noch zu gewinnen, ist dann eine andere Sache. Beim Female Digital Leader Award haben sich über 800 Frauen beworben. Ich hätte nie gedacht, dass ich eine Chance hätte, zu gewinnen. Daher hat es mich umso mehr gefreut, unter den Finalistinnen zu sein. Dass ich über ein Jahr später dadurch mal eine Investorin gewinnen würde, hätte ich mir aber nie vorstellen können.

Was würdest du (angehenden) Gründerinnen für einen Tipp geben, wenn es darum geht, andere (Kooperationspartner*innen/Investor*innen/Kund*innen, etc.) von sich zu überzeugen?

Viele überlegen sehr lange, ob sie wirklich jemanden anschreiben sollen und wie sie mit Leuten ins Gespräch kommen. Ich habe das am Anfang auch gemacht, bis ich verstanden habe, wenn ich es nicht tue, macht es keiner für mich. Seitdem schreibe ich einfach die Personen an, mit denen ich in Kontakt treten möchte. Das Schlimmste, was dabei passieren kann, ist, dass sie nicht antworten. Die Chance ist 50/50. Je nach Thema, schaue ich, ob mir jemand eine Intro machen kann, um meine Chancen zu erhöhen.

Gab es für dich als (weibliche) Gründerin an irgendeiner Stelle im Gründungsprozess oder im Vertrieb eures Produktes andere Herausforderungen, als sie dein Co-Founder Christian hatte?

Ja, das merkt man ab und zu. Viele Menschen gehen selbstverständlich davon aus, dass der Mann im Impressum der Geschäftsführer ist. Das führt am Telefon manchmal zu lustigen Gesprächen.

Ebenso merke ich es öfter in Verhandlungen. Ich werde manchmal als emotional bezeichnet, obwohl ich gerade nur hart verhandle und eben nicht das mache, was mein Gegenüber will und sehr bestimmt ablehne. 

Abschließend würde ich gerne noch meine absolute Lieblingsfrage an dich richten: Laori ist nun DIE erste alkoholfreie Alternative zu Gin, die wie ihr alkoholisches Pendant schmeckt, jedoch keiner ist. Was sind eure weiteren Schritte? Womit werden du und Christian den Markt als nächstes erobern?

Wir haben gerade unseren alkoholfreien Aperitif Laori Ruby No 4 auf den Markt gebracht, mit dem man einen herrlichen alkoholfreien Spritz mixen kann. Unser Portfolio ist damit erstmal abgerundet und wir wollen Laori breiter verfügbar machen, damit unsere Kund:innen Laori überall kaufen können.

Liebe Stella-Oriana, ich danke dir für dieses besonders spannende Interview. Es ist immer wieder inspirierend zu sehen, wenn Gründerinnen sich auf einen Markt wagen, der ihnen bis dahin verwehrt wurde. Ich freue mich auf ein künftiges Wiedersehen und viele neue Insights für unsere FemalExperts-Community.

Über die Autorin

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Kinga Bartczak berät, coacht und schreibt zu Female Empowerment, neuer Arbeitskultur, Organisationsentwicklung systemischen Coaching und Personal Branding.

Zudem ist sie Geschäftsführerin der UnternehmerRebellen GmbH und Herausgeberin des FemalExperts Magazins.

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