Ein Beitrag von Nora Hille und Melanie, Mutmacherin bei Mutmachleute e.V.
Diskriminierung und Stigmatisierung finden täglich statt – und kaum jemand von uns ist dauerhaft davor geschützt. Es reicht häufig schon aus, nicht zur Mehrheit zu gehören oder vielleicht nur geringfügig von der Norm abzuweichen. So wäre ohne Diskriminierung und die dadurch entstehenden psychischen Reaktionen der Betroffenen wie beispielsweise Sich-herabgewürdigt-Fühlen, Wut oder Selbstablehnung eine Body-Positivity-Bewegung, um beides öffentlich und individuell aufzuarbeiten, vermutlich gar nicht nötig.
Jeder Mensch verdient es, respektiert und würdevoll behandelt zu werden. Egal welcher Herkunft, Hautfarbe, Religion und Sexualität. Egal welcher Identität, welchen Geschlechts, welcher politischen Einstellung etc.. Leider ist die Realität oft eine andere…
Rike Sauer, Autorin
Formen der Diskriminierung
Frauen werden in unserer Gesellschaft immer noch diskriminiert, weil sie Frauen sind. Menschen – darunter Frauen – werden diskriminiert, weil sie mit Ende 30 kinderloser Single sind oder psychisch erkrankt. Gehört jemand zu mehreren benachteiligten Gruppen, spricht man von Mehrfach-Diskriminierung, sobald mehr als eine Dimension bei der Diskriminierung zum Tragen kommt. In diesem Fall kann es aber auch zu einer additiven oder verstärkenden Form der Diskriminierung kommen.[1]
Wenn mehrere Dimensionen – auch „sozial stigmatisierte Identitäten“[2] genannt – durch den Diskriminierenden aufgegriffen werden und miteinander agieren, sodass sie kaum bzw. nicht mehr voneinander zu trennen sind, spricht man von intersektioneller Diskriminierung. In unserem Beispiel ist Gastautorin Melanie als Single-Frau Ende 30, ohne Kinder und „glatten“ Karriereweg, psychisch erkrankt, dieser intersektionellen Diskriminierung schon mehrfach ausgesetzt gewesen.
Welttag der sozialen Gerechtigkeit
Am 20. Februar ist der Welttag der sozialen Gerechtigkeit, der 2009 von den Vereinten Nationen (United Nations/UN) ins Leben gerufen wurde, um an „das Leitbild der sozialen Gerechtigkeit in Gemeinschaften“ zu erinnern. Aus Sicht der UN gehört Social Justice zu den zentralsten weltweiten Aufgaben, um „Entwicklungsprozesse und die Würde des Menschen zu stärken. Dazu gehören die Rechte von indigenen Völkern und Migranten, genauso wie die Rechte von Menschen, die aufgrund von Alter, Ethnie, Religion, Kultur, Behinderung oder Geschlecht benachteiligt werden.“[3]
Soziale Wertvorstellungen
Menschen haben persönliche Wertevorstellungen. Unternehmen, Non-Provit-Organisationen, Parteien, Vereine, Kirche etc. bekennen sich zu Werten. All das prägt die Wertevorstellungen unserer Gesellschaft, die trotz vieler Gemeinsamkeiten von Mehrheiten am Ende doch immer heterogen bleiben.
Auch das FemalExperts Magazin bekennt sich zu seinen Werten. Darunter für mich ganz wesentlich der Wert Diversität und Gleichberechtigung – und übrigens ausschlaggebend dafür, dass ich zur Mental Health-Kolumnistin dieses wunderbaren, Frauen empowernden Online-Magazins wurde:
Wir möchten allen Frauen und jenen, die sich dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen, inklusiv eine Plattform bieten – Egal welche Hautfarbe, welcher kulturelle Hintergrund oder welche körperliche- sowie geistige Konstitution du mitbringst – Für uns ist die Vielfalt der Frau kein Mangel, sondern ein Vorzug, welchen wir im Kontext der Business- und Unternehmenswelt eine Stimme geben wollen.
Wie sozial gerecht ist unsere Gesellschaft, speziell Arbeitswelt, Gesundheits- und Sozialsysteme?
Wie steht es bei uns in Deutschland um soziale Gerechtigkeit, gerade unter den Aspekten Teilhabe und Chancengleichheit? Trägt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ausreichend zu einer diskriminierungsfreien Arbeitswelt bei? Auch die psychische Gefährdungsbeurteilung auf der Grundlage §5 Arbeitsschutzgesetz zielt auf die Fürsorgepflicht der Unternehmen unter diesem Aspekt ab. Funktioniert all das oder bleibt vieles Theorie?
Und konkreter: Sollten bei der starken Verbreitung psychischer Erkrankungen (jeder Dritte wird im Laufe seines Lebens betroffen sein) unser Gesundheits- und Sozialsystem, aber auch Ausbildung und Arbeitswelt nicht gerade darauf ausgelegt sein, psychisch erkrankten Menschen, darunter Frauen, Teilhabe zu ermöglichen und die nötige Unterstützung zu geben? Weil kluge und engagierte Frauen für unsere Gesellschaft unverzichtbar sind, egal, ob sie gerade eine psychische Krise oder Erkrankung durchmachen? Was ist mit ihrem Recht auf Chancengleichheit?
Melanies Erfahrungen mit intersektioneller Diskriminierung
Melanie (39), um deren Geschichte es in dieser Kolumne vorrangig gehen soll, hat sich diese Fragen schon so häufig gestellt. Mal wütend, mal verzweifelt. Bis zum Alter von 32 Jahren hatte sie alles dafür gegeben, um zu funktionieren. Immer viel und engagiert gearbeitet trotz des Mobbings durch Kolleg*innen. Irgendwann fast gar nicht mehr geschlafen, kaum noch gegessen bis hin zum Zusammenbruch. Erst dann wurde in einer Klinik eine komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (kPTBS), auch Traumafolgestörung genannt, diagnostiziert. Unter dieser litt sie bereits seit vielen Jahren, hatte aber stets versucht, die Symptome zu unterdrücken und das innere Leid zu verdrängen. Die kPTBS macht sich aktuell bei Melanie mit Depressionen, Angstzuständen, Flashbacks und Dissoziieren bemerkbar.
Dass es die psychische Erkrankung war, die ihr seit der Zeit nach dem Abitur immer wieder ein Bein gestellt und einen geradlinigen Karriere- und Lebensverlauf verunmöglicht hatte – jetzt hatte Melanie endlich eine Erklärung.
Kontakt über die Mutmachleute e.V.
Melanie und ich haben uns über die Mutmachleute e.V. kennengelernt, wo wir beide uns als Mental Health Ambassadors against Stigma engagieren. Die Internetseite mutmachleute.de ist seit Januar 2018 online und wendet sich mit Aufklärung und Anti-Stigma-Arbeit an die breite Öffentlichkeit genauso wie an Betroffene, deren Angehörige und Freunde. Die Message an die Öffentlichkeit lautet: „Seht her, das sind MENSCHEN, keine DIAGNOSEN!“. Menschen in psychischen Krisen wiederum sollen durch die positiven Erfahrungen und Wege anderer Betroffener, die auf der Homepage Gesicht zeigen, ermutigt werden.[4] Mit ihrem Konzept tragen die Mutmachleute e.V. zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen bei und unterstützen den gesellschaftlichen Wandel, sodass das Reden über mentale Gesundheit immer selbstverständlicher wird.
Fortsetzung Melanies Bericht
Melanie hat eine Menge zum Thema soziale Gerechtigkeit und intersektionelle Diskriminierung von psychisch erkrankten Frauen zu sagen. „Ich habe eine komplexe Traumafolgestörung, bin weiblich, 39 Jahre alt, Single und kinderlos. Durch meine Erkrankung hatte ich keinen graden Lebensweg. Depression, Angststörung und Suizidgedanken bestimmten lange meine Gedanken. Eine Ausbildung zur Masseurin mit Anfang 20 konnte ich deshalb nicht beenden, ohne zu wissen, was wirklich mit mir los war.
Durch mein inneres und äußeres Verlorensein verlief mein zunächst recht geradliniger Berufsweg, darunter 13 Jahre im Einzelhandeln im selben Betrieb, später experimenteller. Als Tierheilpraktikerin arbeitete ich in Kanada, Irland und Japan. Lernte neben Englisch begeistert Spanisch, Französisch, Japanisch und Chinesisch. Studierte dann Kulturwissenschaften, musste aber nach 6 Semestern wegen Panikattacken abbrechen. Aktuell engagiere ich mich in der Sterbebegleitung, Anti-Stigma-Arbeit sowie in der Kinder- und Jugendarbeit.“
Aus vermeintlichen Schwächen werden Stärken
So berichtet Melanie weiter: „Heute erkenne ich in diesen vielfältigen Erfahrungen, die auf den ersten Blick für Außenstehende womöglich wie ein unsteter oder gar misslungener Berufsweg aussehen mögen, einen bunten Blumenstrauß an Praxiserfahrung und individuellem Know-how, das mich auszeichnet und was ich meinem künftigen Arbeitgeber selbstbewusst anbieten möchte.“
Gesundheitsmanagement am Arbeitsplatz: Statement von Psychologin Dörthe Dehe
Hier ist eine passende Stelle für einen Perspektivwechsel innerhalb dieser Kolumne. Deswegen frage ich die Psychologin und langjährige Expertin für Gesundheitsmanagement, Dörthe Dehe, welche Bedeutung Mental Health mittlerweile in Personalabteilungen und von Führungskräften beigemessen wird. Wie aus ihrer Sicht Arbeitgeber mit Arbeitnehmern in psychischen Krisen/Herausforderungen oder mit psychischen Erkrankungen (sofern bekannt) umgehen sollten.
Dazu erklärt Dörthe Dehe: „Das Thema Gesundheit sollte in allen Führungsentscheidungen und bei der Gestaltung der Arbeitsbedingungen eine ganz hohe Priorität einnehmen. Kritisch ist, dass viele Unternehmen zwar ein betriebliches Gesundheitsmanagement aufweisen, dieses allerdings in der Regel noch zu stark auf biologische Komponenten beschränkt ist, wie beispielsweise auf Ergonomie oder diverse Bewegungsangebote.
Im Sinne eines modernen biopsychosozialen Verständnisses von Gesundheit muss die psychische Gesundheit einschließlich ihrer sozial ausgerichteten Komponenten jetzt und künftig deutlich mehr berücksichtigt werden. Ich denke hier unter anderem an die Schulung von Stressmanagement und Resilienz, die Implementierung von Entspannungszeiten am Arbeitsplatz (z.B. durch Meditation) und eine vollkommen neue Pausenkultur, die dem menschlichen Organismus entspricht. Damit meine ich, dass die meisten Menschen alle 60 bis 90 Minuten die Arbeit unterbrechen und sich kurz explizit entspannen sollten. Minipausen von 3 bis 5 Minuten wären ein guter Anfang.
Hinzu kommt, dass es an den meisten Arbeitsplätzen an Konfliktmanagement fehlt. Konflikte werden nach wie vor als unnormal und unproduktiv gesehen, Menschen mit Konflikten als nicht teamfähig verstanden. Konflikte sind jedoch völlig normal und es ist nicht immer möglich, einen Konflikt mit den üblichen Werkzeugen zu lösen. Dafür braucht es dann Hilfe von außen, z.B. durch eine Mediation. Solche Methoden sollten in Unternehmen noch viel mehr unterstützt werden, ebenso wie das niedrigschwellige Angebot von Coachings und psychosozialer Beratung als Ergänzung zur Regelversorgung. Ja, und dann braucht es ein Fundament. Das besteht aus meiner Sicht in einer wertschätzenden, humanistischen Führungskultur.“
Melanies Erfahrungen mit gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen
Zurück zu Melanie. Was sie auf dem Weg hin zu ihrem neuen Selbstbewusstsein („bunter Blumenstrauß an Praxiserfahrung und individuellem Know-how“) an erschreckenden diskriminierenden und frauenverachtenden Erfahrungen innerhalb des Systems machen musste, ist kaum zu glauben:
„Als Single Anfang 30 entsprach ich nicht dem Bild, das eine Gesellschaft von einer vollwertigen Frau in meinem Alter hat. Denn demnach muss man in Beziehung oder verheiratet sein, Nachwuchs planen oder bereits Kinder haben. Ich bekam zu spüren, dass es für eine Frau ohne die oben genannten Attribute – außer sie legt eine überdurchschnittliche Karriere hin – eine Null-Toleranz-Grenze gibt.
Erlaubten es sich Außenstehende, mich wegen meiner psychischen Erkrankung so schlecht zu behandeln? Denn ich erlebte so häufig eine schockierende Herabwürdigung von mir als Frau – wodurch ich mich selbst in meinem Frausein als erniedrigt empfand. So oft schämte ich mich in Grund und Boden. Von meinem Selbstvertrauen war dadurch nicht mehr viel übrig.“
Heteronormativen-Geschlechterrollen und gesellschaftliche Erwartungen
Melanies Erfahrungen bezüglich der heteronormativen Erwartungen an Mittdreißigerinnen in unserer Gesellschaft kann Jennifer Klinge, Texterin, Marken- und Social-Media-Strategin sowie langjährige Co-Herausgeberin des Online-Magazins für Singles „Jubel Trubel Zweisamkeit“ in vielerlei Hinsicht nur bestätigen.
Im März 2023 erscheint Jennifer Klinges erstes Buch „Auch gut!“ beim Verlag Palomaa Publishing. Darin enthalten sind Geschichten übers Frausein und über ihren persönlichen Umgang mit den gesellschaftlichen Erwartungen, mit denen sie als kinderlose, selbstständige Single-Frau Mitte 30 immer wieder konfrontiert wird.
Statement von Autorin Jennifer Klinge
Jennifers Mission: „Frauen, brecht die engen Zeitfenster voller gesellschaftlicher Erwartungen auf und macht was ihr wollt, wann ihr wollt!“ Denn sie hat selbst erlebt, wie enorm schädlich der Einfluss der gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen ihrer Altersgruppe auf die eigene mentale Gesundheit sein kann: „Es scheint, als gäbe es einen allgemeingültigen Masterplan für ein gutes Leben für Frauen ab 30. Die heteronormativen Geschichten über vorgeschriebene Hochzeit-Happy-Ends, traurige Singles, Karrieredruck, tickende Uhren und abgefahrene Züge geistern überall herum. Und sie können die mentale Gesundheit angreifen. Dann nämlich, wenn das eigene Leben fernab der Mustervorlage verläuft und wir die Erzählungen über vermeintliches Versagen ab einem bestimmten Alter als Wahrheiten in uns verankern.
So habe ich eine Zeit lang den Kontakt zu mir verloren, weil ich mich durch den Filter gesellschaftlicher Erwartungen sah und mich aus dieser Perspektive selbst problematisierte. Manchmal muss man sich aber vielleicht erst verlieren, so richtig zersplittern, um in den Dialog mit den eigenen Wünschen zu treten.
Was mir dabei geholfen hat: In die Bewegung zu kommen, vor allem im eigenen Kopf – mehr Wissen über patriarchal konstruiertes Frausein und Vorbilder, die zeigen: Vieles im Leben kann einfach auch gut sein. Ich finde es wichtig, die Enge der Narrative rund ums Frausein und Erwachsenwerden aufzubrechen, um ein lebendiges Leben mit eigenen Träumen und eigenem Timing zu leben. Die Sichtbarkeit von verschiedenen Lebenskonzepten – ob frei gewählt oder nicht – macht Mut und schenkt Perspektiven.“
Melanies Weg: Ein permanenter Kampf
Mit dem Stichwort „verschiedene Lebenskonzepte, teils frei, teils nicht frei gewählt“ kommen wir wieder zurück zu Melanie, denn eine psychische Erkrankung ist niemals frei gewählt: Womit sie absolut nicht gerechnet hatte, war, wie schwer der Weg nach der Klinik für sie werden würde. Rückblickend fand sie es sehr erschreckend, wie wenig Unterstützung es gerade für psychisch erkrankte Frauen in unserem Gesundheits- und Sozialsystem gibt.
„Weil es mir um eine baldige Rückkehr in die Arbeitswelt ging, besuchte ich Frauenberatungsstellen. Diese speisten mich ab mit der Begründung ,Sie brauchen eine Traumatherapie, wir können Ihnen nicht helfen‘. Ich hatte Schwierigkeiten mit der Krankenkasse, die die notwendigen Therapiekosten nicht übernehmen wollte, obwohl sie dazu verpflichtet war. Ich musste permanent kämpfen und alle Informationen selbst recherchieren. Am erschreckendsten fand ich es aber, wenn medizinisches Fachpersonal unprofessionell und unempathisch mit mir und meinen traumatisierten Anteilen umging.“
Endlich Umschulung, doch Diskriminierung war Alltag
„Nach langem Kampf bekam ich eine Umschulung zur Physiotherapeutin bewilligt. Sehr schnell merkte ich jedoch, dass ich anscheinend in den 70ern gelandet war. Plötzlich hatte ich als Frau überhaupt nichts mehr zu sagen und wurde wie Freiwild behandelt. Und das, obwohl ich mich in einer Umschulungsmaßnahme mit angeblich professionellem Personal befand!
Die Ausbilder verhielten sich zum Teil sehr herabwürdigend gegenüber uns teilnehmenden Frauen. Ich sehe sehr weiblich aus und wurde dementsprechend entweder herabgewürdigt, nicht ernst genommen oder zum Flirten benutzt. Beschwerte ich mich, hieß es nur ,die ist psychisch krank‘. Plötzlich war ich sogar entmündigt worden und auch höhere Ansprechpartner belächelten mich bei einer Beschwerde nur!
Ich begann mich zu fragen:
- Darf mit mir gemacht werden, was will, weil ich eine Frau bin und psychisch krank?
- Wie kann es sein, dass ich als Frau nur als Objekt des Mannes angesehen werde?
- Warum existieren keine frauenfreundlichen Strukturen in Umschulungsmaßnahmen, Arbeitsamt etc.?
- Wieso werden gerade bei Frauen, die aus welchen Gründen auch immer ein schwieriges Verhältnis zu sich selbst haben, klischeehafte patriarchalische Bilder auf sie projiziert, sodass eine noch größere Herabwürdigung stattfindet?“
Melanies Forderungen für eine sozial gerechtere Gesellschaft und positive Konnotation des Weiblichen – frei von Diskriminierung
„Weiblichkeit und die weibliche Kraft ist etwas sehr Positives. Sie ist feinfühlig und stark, nimmt Rücksicht auf andere und muss nicht immer nur ,machen‘, sondern sie kann auch einfach geschehen und wachsen lassen.
- Wir brauchen Strukturen, die das Weibliche würdigen – anstatt es zu erniedrigen.
- Es braucht mehr Aufklärung und Schutz für Frauen im psychosozialen System.
- Ich muss und möchte als Frau nicht wie ein Mann sein oder mich benehmen.
- Frauen dürfen sich wehren und sie müssen darin auch ernst genommen werden.
- Veraltete Frauenbilder müssen hinterfragt werden. Ich kann auch mit High Heels an den Füßen einen Nagel in die Wand schlagen – ohne deswegen als Sexsymbol betrachtet zu werden.
- Und ich bin auch ,kein alter Flickenteppich‘ oder in irgendeiner Form weniger wert, nur weil ich mit Ende 30 noch Single bin – so einen abwertenden Spruch würde ein Mann NIEMALS zu hören bekommen.
- Ich wünsche mir eine Gesellschaft, die so informiert, offen, tolerant und gleichberechtigt ist, dass sie es nicht nötig hat, Frauen, Single-Frauen, Single-Frauen Mitte 30 ohne Kind(er), psychisch kranke Menschen (m/w/d) oder andere Gruppen zu stigmatisieren.“
Ein Gedicht als Fazit
Du bist o.k. – ich bin o.k. Du bist o.k., ich bin o.k.. Ich bin ich, Du bist Du. Warum ist es manchmal so schwer, den anderen sein zu lassen wie er ist? Ohne Bewertung? Warum verstehen manche Leute nicht, dass schon ein Blick abwerten und verletzen kann? Wenn Du Dich liebst, wirst Du mich annehmen können wie ich bin. Du bist o.k. und ich bin es auch. Und wer dich nicht o.k. findet oder mich, der darf uns getrost gestohlen bleiben.
[1] Diskriminierungsformen auf einen Blick siehe: https://www.mehrfachdiskriminierung.ch/definition/ (Zugriff: 20. Februar 2023).
[2] Rüsch, Nicolas: Das Stigma psychischer Erkrankung: Strategien gegen Ausgrenzung und Diskriminierung. München, 2021, S. 136.
[3] Artikel „Welttag der Sozialen Gerechtigkeit“. Veröffentlicht auf: https://www.bildungsserver.de/nachricht.html?nachricht_id=593 (Zugriff: 20. Februar 2023).
[4] https://mutmachleute.de/mutmachleute-eine-kleine-geschichte/
Über die Autorin
Nora Hille, Jahrgang 1975, verheiratet, zwei Kinder. Studium Geschichte, Literatur- und Medienwissenschaften. 12 Jahre Arbeit im Bereich Kommunikation/PR. Aus gesundheitlichen Gründen verrentet. Im August 2023 ist ihr Mutmachbuch „Wenn Licht die Finsternis besiegt. Mit bipolarer Erkrankung Leben, Familie und Partnerschaft positiv gestalten.” bei Palomaa Publishing erschienen.
Als Betroffene und Erfahrungsexpertin schreibt Nora Hille Artikel zu den Themen mentale Gesundheit und psychische Erkrankungen. Außerdem verfasst sie literarische Essays, Gedichte (sehr gerne Haikus) und Kurzprosa. Beim FemalExperts Magazin erscheint regelmäßig ihre Mental Health-Kolumne. Ihre Kolumne „Noras Nachtgedanken“ veröffentlicht sie beim Online-Magazin viaMag – Das Magazin für eine neue Trauerkultur. Anti-Stigma-Arbeit liegt Nora Hille am Herzen: Sie engagiert sich als Mutmacherin bei Mutmachleute e.V. und setzt sich mit ihren Anti-Stigma-Texten gegen die Stigmatisierung (Ausgrenzung) psychisch kranker Menschen in unserer Gesellschaft für mehr Miteinander, Toleranz und Gleichberechtigung ein. Nora Hille ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V. (DGBS).
Auf Instagram zu finden unter: @norahille_autorin