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LinkedIn – NLP-Werbeplattform oder doch eher Tinder für Verzweifelte?
Dunkel Hell

LinkedIn – NLP-Werbeplattform oder doch eher Tinder für Verzweifelte?

Kinga Bartczak
LinkedIn-Tinder-oder-Werbeplattform

Ich habe lange mit mir gehadert, ob ich diesen Artikel schreiben soll. Nach den zuletzt erhaltenen Nachrichten habe ich mich allerdings dafür entschieden, den Umgang auf LinkedIn zu thematisieren und ich muss festhalten: Das Maß ist langsam voll!

Zuallererst: LinkedIn ist meine absolute Lieblingsplattform, wenn es um wertvolle Business-Kontakte, dem Aufbau von Netzwerken sowie Unterhaltungen auf sachlichem und hohem Niveau geht.

Ich habe mittlerweile über 20.000 Kontakte, mit denen ich versuche, täglich zu interagieren. Dies passiert oft durch meine Artikel, in privaten Nachrichten, telefonisch oder durch Kommentare und ich schätze diesen Austausch sehr.

Der Haken an LinkedIn als Business-Plattform

In letzter Zeit nehmen mir jedoch zwei Arten von Kontaktaufnahmen jegliche Freude an der Interaktion auf dieser Plattform:

  1. Kategorie: Männer, die mich „privat“ kennenlernen möchten. Dies allerdings mit dem Wissen, dass ich in einer Partnerschaft lebe.
  2. Kategorie: Möchtegern-Marketing-Fachexperten, die mich mit schlechten NLP-Methoden (NLP=Neurolinguistische Programmierung) von einem Kauf Ihrer Dienstleistung überzeugen möchten.

Bei der ersten Kategorie frage ich mich, ob es anderen Frauen (und vielleicht auch Männern?) ebenfalls so ergeht, dass sie unpassende und aufdringliche Anfragen bekommen.

An alle, die es noch nicht mitbekommen haben: LinkedIn ist eine BUSINESS-PLATTFORM und kein Tinder oder Elite-Partner. Dabei bin ich hier sogar noch recht tolerant. Nach der ersten romantisch geprägten Nachricht weise ist dezent daraufhin, dass ich in einer Partnerschaft bin, wonach ich in der Regel keinerlei Antwort mehr erhalte und die Angelegenheit auch für mich erledigt ist. Leider gibt es hier auch Personen, denen es anscheinend völlig egal ist, ob da bereits ein Partner in meinem Leben ist oder nicht.

Was denken sich diese Personen denn bitte dabei? Hat das wirklich schonmal Erfolg gehabt?

Ich kann an dieser Stelle offen und transparent eine klare Aussage treffen: Liebe Männer, selbst wenn ich (oder eine andere Frau) Single wäre, so würde ich meinen Partner NICHT auf LinkedIn suchen. Warum? Allein die Ansprache wäre völlig deplatziert und ich käme ich mir auch ein wenig niveaulos vor, einen Kontakt anzusprechen, der offensichtlich sein Business fördern möchte und keine andere Intention hegt.

LinkedIn ist ein Paradies für Marketing-Experten, die nur das Beste möchten

Tatsächlich erschienen mir die bisherigen Ansprachen von Männern Kategorie 1 hier jedoch noch nicht ausreichend, um einen eigenen Artikel darüber zu schreiben, bis sich (bei mir zumindest überwiegend) Männer Kategorie 2 hinzugesellten.

Ist das nicht schön? Da kommt jemand um die virtuelle Ecke und schreibt dich an. Er kennt dich nicht, hat aber in seinem Vertriebs-Wahn dein Profil in 5 Sekunden gescannt, dabei natürlich unglaublich viele Defizite festgestellt und möchte dir (selbstlos wie er ist) aus dieser unglaublichen Misere helfen. Um Gottes willen, was mache ich arme Frau, wenn ich nicht einen „Skalierungs-Guru“ an meiner Seite habe, der mir hunderte von neuen Kunden besorgt?

Wie schön, dass er ein Problem festgestellt hat (von dem ich, ahnungslos wie ich bin, offensichtlich nichts weiß) oder Optimierungsbedarf sieht und gleich das passende „Heilmittel“ parat hält. Natürlich möchte er umgehend ein 15-minütiges Gespräch (warum sind es eigentlich immer 15 Minuten?) mit mir führen. Natürlich sind wir da schon per „Du“, denn er fühlt sich durch das Durchleuchten meines virtuellen Profils ja bereits mit mir verbunden.

LinkedIn-Werbeplatform

Wenn schon werben auf LinkedIn, dann bitte richtig!

Wenn ich diese Anfragen erhalte, fühle ich mich immer, als würde ich beim Bäcker stehen und anstatt mich zu fragen ob und was ich brauche, erklärt mir die Verkäuferin erstmal ihre gesamte Auslage und erläutert mir detailgenau, warum ich denn unbedingt dieses und jenes kaufen müsse.

LinkedIn-Werbeplattform3

Manchmal frage ich mich, ob diese Personen alle bei dem gleichen Marketing-Guru gelernt haben und deshalb so inkompetent sind.

Siehe auch
Produktivität-Wie entwickle ich ein produktives Mindset-Artikelbild

Jetzt mal im Ernst: Schon einmal etwas von Storytelling oder Social Selling gehört? Zumindest eine Ahnung vom heiligen Gesetzt des Netzwerkens? Im Kern ist es doch ganz einfach: Ich interessiere mich für andere und nicht für mich, denn es geht nicht um meinen Verkauf, sondern um die Gefühle, Bedürfnisse, Wünsche und Werte des anderen.

9 Möglichkeiten für mehr Qualität auf LinkedIn

Für diejenigen, die nicht verstanden haben, wofür LinkedIn wirklich gedacht ist, hier meine 9 Nutzungsmöglichkeiten:

  1. Schaffung eines (virtuellen) BUSINESS-Netzwerkes
  2. Sachlicher und konstruktiver Austausch in Gruppen, Kommentaren oder privaten Nachrichten
  3. Nutzung von Kooperationen
  4. Generierung von Sichtbarkeit und Reichweite durch wertvollen Content
  5. Nutzung der Recruiting-Funktionen (sowohl für Arbeitgeber, als auch für Arbeitnehmer)
  6. Teilnahme an Offline-Treffen durch Online-Einladungen
  7. Erweiterung des eigenen Horizonts durch spannende Artikel und Beiträge
  8. Erweiterung seiner deutschen Kontaktdichte durch internationale Netzwerkpartner/-innen und dadurch die Schaffung von Kooperationsmöglichkeiten auf internationalem Parkett
  9. Verständigung auf Sachebene, fernab von Schönheitsidealen (Instagram) und privatem Austausch (Facebook) oder kurzzeitiger Kommunikation (Twitter)

Mein Fazit

Ich möchte mit diesem Artikel darauf aufmerksam machen, dass die Kontaktaufnahme über LinkedIn wertschätzend und werbefrei von statten gehen sollte. Vielleicht führt LinkedIn auch bald den Status-Button ein (ledig, verheiratet, vergeben o.ä). Ich hatte zwar nie gedacht, dass dies notwendig sein würde, aber wenn dies die einzige Möglichkeit ist, Männer und Frauen von aufdringlichen Kontakten zu schützen, dann begrüße ich das sehr.

Lasst uns weiterhin konstruktiv, sachlich und auf Businessebene miteinander kommunizieren. Nur so kann ein entspannter Dialog funktionieren und es entstehen tolle Projekte, inspirierende Gedanken und spannende Kooperationen.

Nachgefragt:

Liebe Mitglieder, wie empfindet ihr die oben aufgeführten Gedanken? Sind euch solche Anfragen auch schon untergekommen? Wie geht ihr damit um?

Wofür nutzt ihr LinkedIn am liebsten und warum?

Über die Autorin

Website | + Beiträge

Kinga Bartczak berät, coacht und schreibt zu Female Empowerment, neuer Arbeitskultur, Organisationsentwicklung systemischen Coaching und Personal Branding.

Zudem ist sie Geschäftsführerin der UnternehmerRebellen GmbH und Herausgeberin des FemalExperts Magazins.

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Name der Redaktion bekannt
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3 Jahre zuvor

Ein simpler “Ignore”-Knopf könnte das Problem ganz einfach lösen:
Wer innerhalb einer bestimmten Zeit (1 Monat?) eine bestimmte Anzahl (50?) “Ignores” bekommt, wird beim ersten Mal für einen Monat gesperrt und fliegt beim zweiten Mal ganz raus.
Ohne wenn und aber.

So einfach könnte das sein.
Und warum macht das L….I. dann nicht?
Ganz einfach: Weil sie davon profitieren (im Klartext: damit Geld verdienen!)
Solange der Mist LI mehr Geld bringt als er Ärger macht wird das nicht aufhören. Das haben die schön von f!%?book gelernt.
Wie kann man(n) bzw. frau sich trotzdem wehren?
Mit einer Kombination von Gesetzeshinweisen (Belästigung), Trends (MeToo) und ganz ordinärem Shitstorm.

Warum machen SIE denn zu dem Thema keine Gruppe (oder zumindest einen Beitrag) auf?
Das ginge ganz sicher ganz schnell viral!
Meine Unterstützung hätten Sie!

Freundliche Grüße + bleiben Sie gesund!
(Echt-Name der Redaktion bekannt)

Kinga Bartczak
Kinga Bartczak
Admin
Antwort an  Name der Redaktion bekannt
3 Jahre zuvor

Vielen Dank für den spannenden Einblick und Ihre Rückmeldung!

In der Tat, habe ich über die Alternativen (Beschwerden, gesetzliche Hinweise etc.) bereits nachgedacht. Ich denke, die Entscheidung fiel meinerseits hierbei immer zu Gunsten meiner Zeit, die ich dann doch eher ich “löschen und blockieren” investiert habe.

Eine Gruppe ist im Übrigen ein hervorragender Vorschlag, diese wird noch folgen. Hierbei möchten wir uns als Unternehmen jedoch mit den positiven Aspekten im Business beschäftigen und eine Community kreieren, die auch in herausfordernden Zeiten miteinander ins Gespräch kommt und zwar fernab vom allgemeinen “Marketing-Blabla”.

Gerne lade ich Sie hierzu ein,sobald die Vorbereitungen abgeschlossen sind.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Beste Grüße
Kinga Bartczak

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