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Von der Herausforderung einer Jahreswechsel-Kolumne zur mentalen Gesundheit, die ermutigt und inspiriert
Dunkel Hell

Von der Herausforderung einer Jahreswechsel-Kolumne zur mentalen Gesundheit, die ermutigt und inspiriert

Nora Hille
Von der Herausforderung einer Jahreswechsel-Kolumne zur mentalen Gesundheit, die ermutigt und inspiriert-Artikelbild

Na, bist du gut ins neue Jahr 2025 hinübergerutscht? Mit Neujahrs-Vorsätzen oder ohne? Wie hast du die Weihnachtstage und die Zeit zwischen den Jahren erlebt? Harmonisch und bereichernd, entspannt oder mental herausfordernd? Hast du dir Ziele für das neue Jahr gesetzt oder vielleicht ein Vision Board gebastelt? Oder flüstern in dir ganz leise, sanfte Wünsche? Womöglich hast du dich für ein erwartungsfreies Offensein entschieden, wie ich es ganz zart im nachfolgenden Haiku anklingen lasse.

Start ins neue Jahr
Tag für Tag blättert sich auf
wie eine Blüte

Nora Hille

Ausgangsbasis und Inhalt der Kolumne

Seit Ende November hat mich die Idee beschäftigt, für FemalExperts eine Mental-Health-Kolumne zum Jahreswechsel zu schreiben. Wie aber kann mir das gelingen, wenn ich selbst mitten in einer psychischen Krise stecke? Wie kann ich andere inspirieren oder ermutigen, wenn ich mich selbst uninspiriert und mutlos fühle? Ich glaube, so viele Fragezeichen gab es noch nie in einer Kolumne von mir…

Versucht habe ich es, wie du siehst, trotzdem. Wie immer mit viel Authentizität und Offenheit – und hoffentlich auch mit einer Prise Ermutigung und Inspiration für dich. Um folgendes geht es:

Jahreswünsche und Ziele

In den letzten Jahren hatte ich eine schöne Tradition: Rund um den Jahreswechsel bin ich in mich gegangen und habe meinen Wunsch beziehungsweise Ziel für das neue Jahr formuliert. Anschließend habe ich mich unterjährig immer wieder darauf fokussiert. Vielleicht machst du das ebenfalls auf deine ganz persönliche Weise?

Zu diesem Vorgehen passt ein Zitat:

Die Zukunft kann man am besten voraussagen, wenn man sie selbst gestaltet.

Alan Kay (amerikanischer Informatiker)

Aber dieses Jahr bin ich einfach nur lost. Vielleicht wage ich es gerade nicht, große Wünsche zu formulieren? Und noch ein Fragezeichen… Die letzten Jahre fiel es mir so leicht, mich auf meinen Jahreswunsch zu fokussieren, der sich mal mehr auf äußere Ziele, mal mehr auf inneres Wachstum und mentale Gesundheit bezog.

Für 2022 lautete er: Einen Weg finden, mein Mutmachbuch „Wenn Licht die Finsternis besiegt“ über den Umgang mit meiner bipolaren Erkrankung zu veröffentlichen – was im Herbst 2023 im Verlag Palomaa Publishing gelang. Für das Folgejahr wünschte ich mir mentales Wachstum, denn ich würde so viel mehr Selbstbewusstsein und Kraft brauchen, um mit meiner Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen. Und im letzten Jahr wünschte ich mir Leichtigkeit – vielleicht erinnerst du dich noch an die Kolumne?

Mein Jahresrückblick: Von der Leichtigkeit in die Krise

Das erste halbe Jahr klappte das auch ganz und gar wunderbar mit der Leichtigkeit, ich tanzte mit meinem Mann durchs Leben jeden Sonntag beim Discofox-Kurs, lachte dabei so viel mit ihm zusammen. Unsere 25jährige harmonische und liebevolle Beziehung blühte auf. Ich fühlte mich unendlich wohl in meinem Körper. Was für eine bereichernde, frohe Zeit!

Bis mich völlig verregneten sommerlichen Dänemark-Urlaub (auch darüber gibt es eine Kolumne) eine bis heute und damit mehr als ein halbes Jahr andauernde Erkrankung meines rechten Armes mit chronischen Schmerzen rund um die Uhr ziemlich ausknockte. Dabei mental in der Balance zu bleiben, war und ist eine enorme Herausforderung, die zunächst drei Monate gelang. Doch dann addierten sich im Herbst die emotionalen Belastungen. On top brachte mich eine Cortison-Behandlung unvorhersehbar in eine psychische Ausnahmesituation, die mir für Wochen hochgradigen inneren Stress und unfassbare Schlafstörungen bescherte. Immer noch habe ich daran zu knuspern, habe trotz kontinuierlicher Fortschritte noch nicht meine Balance und ausreichend guten Schlaf zurückerlangt. Zusammen mit den chronischen Schmerzen im Arm auf Dauer einfach nur zermürbend. Da geht zwischendurch selbst einem zuversichtlichen Menschen wie mir der Mut verloren.

Trotzdem bin ich Mutmacherin

Und doch bin und bleibe ich Mutmacherin – und zwar für große Menschen genauso wie für kleine! In der zweiten Hälfte des Jahres habe ich für mich so klar wie nie zuvor erkannt, dass ich Autorin und Botschafterin für mentale Gesundheit sein möchte, dass genau das derzeit meine Rolle ist, mich und mein Leben sinnstiftend erfüllt.

Wie ich andere Menschen ermutigen kann, durfte ich dieses Jahr mehrfach erleben: eine Lesung zum Thema Menschenwürde bei der Woche der Seelischen Gesundheit in Flensburg, Lesungen aus meinem Buch bei der DGBS-Jahrestagung und bei einem Mutcafé, ein „Abend für die Freude“ mit Klaviermusik von Bach und einer märchenhaften Essay-Textcollage, mit der ich die Seelen der Zuhörer so sehr berühren durfte, dass es Tränen der Rührung und lautes Lachen gab. Und noch sieben Lesungen vor Grundschulkindern mit so viel Interaktion wegen eines ganz besonderen Manuskriptes…

Mein persönlicher Lichtblick 2025: Noras erstes Kinderbuch

Denn hier kommt mein zauberhafter Aus- und Lichtblick für 2025: In diesem Frühjahr wird mein erstes Kinderbuch mit ermutigenden Kurzgeschichten zur mentalen Gesundheit in einem Verlag erscheinen. Schon der Entstehungsprozess ab Juni 2024 hat sehr viel Freude gemacht und mir in diesem letzten halben herausfordernden Jahr manche positiven Momente geschenkt, in denen Kreativität und Begeisterung trotz des mir innewohnenden seelischen Schmerzes voll aufflammen konnten und mich durch Stunden und Tage getragen haben.

Und doch ist die anstehende Buchveröffentlichung natürlich nicht die Antwort auf all meine Fragezeichen. Nicht die Antwort, wo sich die Inspiration für das neue Jahr finden lässt, die ich dir und mir selbst so gern mit dieser Kolumne schenken möchte.

Wie nun weiter?

Inspiration auf Instagram

Zwischen all den Online-Jahresrückblicken spannender, interessanter, erfolgreicher oder vermeintlich erfolgreicher Menschen, die mich häufig genug ratlos und mitunter beschämt zurücklassen, bin ich dann tatsächlich noch über eine tröstliche Inspiration für das neue Jahr und für einen guten Umgang mit unserer mentalen Gesundheit gestolpert, die ich mit Dir teilen möchte. Denn sie ist unaufgeregt, voller Achtsamkeit, Selbstliebe fördernd und damit unendlich tröstlich.

Gefunden habe ich diese Inspiration bei Dr. Laura Vogel. Sie ist Gründerin, Autorin und Mama mit ADHS. Ihr Account heißt @zendou.de (schlanke 33.1000 Follower, ich kannte sie vorher noch nicht). Laura ist Erfinderin der gleichnamigen Duftknete zum Abbau von Anspannungen und Ängsten. Am 28. Dezember 2024 postete sie:

  • 2025 muss nicht dein großer Neuanfang sein. Vielleicht wird es einfach dein Jahr, um
  • Freundschaften zu vertiefen
  • weiter auf deinem Weg zu bleiben
  • gesund zu werden
  • ein früheres Hobby wieder aufzunehmen
  • dich mehr um dich zu kümmern
  • den Dingen mehr Zeit zu geben
  • deine Wunden zu heilen
  • öfter im Hier & Jetzt zu leben

Was meinst du dazu? Fühlst du dich von Lauras Worten genauso sehr abgeholt wie ich? (Und noch zwei Fragezeichen mehr, ich zähle sie am Ende der Kolumne für eine kleine Statistik inklusive Ratespiel zusammen, versprochen.)

Dieser Post wanderte natürlich direkt in meine Story auf meinem Insta-Account @norahille_autorin und nur ein paar Stunden später erreichte mich die Nachricht eines Followers: „Das hilft mir jetzt gerade sehr weiter. Immer kleine Schritte gehen.“ Und eine Bekannte schrieb zurück: „Genau das ist mein Plan für 2025. Das Leben zu genießen, auf welche Weise auch immer es gerade sein kann.“

Meine leisen Wünsche für das neue Jahr

Obwohl ich es gerade nicht wage, einen großen Jahreswunsch zu formulieren bzw. es mir gerade gar nicht gelingt, alle meine Themen auf einen Nenner zu bringen, gibt es doch viele kleine, leise Wünsche und gute Vorsätze, die in mir schlummern – eigentlich ist es sogar ein ganzer Wunschzettel:

  • Versuchen, mit meiner täglichen Handy-Zeit unter zwei Stunden zu bleiben und generell möglichst viel mit links zu machen, um meinen rechten Arm zu entlasten
  • Den Heilungsprozess meines Armes nicht aufzugeben, sondern mit täglich zwei bis drei Einheiten ganz sanfter Hals-Nacken-Bewegungsgymnastik (mache ich übrigens seit dem 28. Dezember täglich) und positiven Gedanken zu unterstützen (Affirmation: Meine Seele, mein Geist und mein Körper haben die Kraft und die Macht zu heilen. Du mein lieber rechter Arm, hast die Kraft und die Macht zu heilen.)
  • Immer besser schlafen lernen 
  • Mit therapeutischer Unterstützung an meinen Traumata arbeiten und so eine bessere Lebensqualität erreichen
  • Mit meinem Kinderbuch zur mentalen Gesundheit den Weg in die Herzen möglichst vieler Kinder und junger Jugendlicher finden

Das wünsche ich dir

Für das neue Jahr wünsche ich dir viele lichtreiche Momente der Zuversicht, Freude und Dankbarkeit. Liebevolle, berührende und intensive Begegnungen mit vertrauten und neuen Menschen. Die Kraft, immer wieder aufzustehen und deinen Herausforderungen zu begegnen. Einen innigen Kontakt mit deiner Seele.

Siehe auch
Mentale Gesundheit-Der Leichtigkeit auf der Spur-Artikelbild-abgedunkelt

Und einen zauberhaften Wunsch habe ich noch bei Instagram entdeckt, auf einem sehr mutigen Account, dem ich schon lange folge und den ich sehr schätze. @dennis.talksabout schreibt am 30. Dezember 2024 in seinem Post mit dem Titel „Ich bin nicht nur an Silvester eine tolle Rakete“:

Ich wünsche Dir für 2025 weniger Momente des Schmerzes und viel mehr Momente des Glücks.

Dem ist nichts hinzuzufügen. Denn genau das wünsche ich dir und mir.

Alles Liebe
Nora

P.S.: Fragezeichen-Statistik dieser Kolumne – willst du raten?

32

15

9

27

Korrekte Antwort:

15! Gefühlt aber mindestens 32

Über die Autorin

Nora Hille
+ Beiträge

Nora Hille, Jahrgang 1975, verheiratet, zwei Kinder. Studium Geschichte, Literatur- und Medienwissenschaften. 12 Jahre Arbeit im Bereich Kommunikation/PR. Aus gesundheitlichen Gründen verrentet. Im August 2023 ist ihr Mutmachbuch „Wenn Licht die Finsternis besiegt. Mit bipolarer Erkrankung Leben, Familie und Partnerschaft positiv gestalten.” bei Palomaa Publishing erschienen.
Als Betroffene und Erfahrungsexpertin schreibt Nora Hille Artikel zu den Themen mentale Gesundheit und psychische Erkrankungen. Außerdem verfasst sie literarische Essays, Gedichte (sehr gerne Haikus) und Kurzprosa. Beim FemalExperts Magazin erscheint regelmäßig ihre Mental Health-Kolumne. Ihre Kolumne „Noras Nachtgedanken“ veröffentlicht sie beim Online-Magazin viaMag – Das Magazin für eine neue Trauerkultur. Anti-Stigma-Arbeit liegt Nora Hille am Herzen: Sie engagiert sich als Mutmacherin bei Mutmachleute e.V. und setzt sich mit ihren Anti-Stigma-Texten gegen die Stigmatisierung (Ausgrenzung) psychisch kranker Menschen in unserer Gesellschaft für mehr Miteinander, Toleranz und Gleichberechtigung ein. Nora Hille ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V. (DGBS).

Auf Instagram zu finden unter: @norahille_autorin

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