Gerade lesend
Pole Position für Female Power – Vicky Chakalaka schreibt Motorsportgeschichte

Pole Position für Female Power – Vicky Chakalaka schreibt Motorsportgeschichte

Kinga Bartczak
Vicky Chakalaka schreibt Motorsportgeschichte-Artikelbild

Sie bricht mit Konventionen, überwindet Klischees und gibt wortwörtlich Vollgas: Viktoria Umbach, bekannt als Vicky Chakalaka, hat sich nach Jahren im Automobiljournalismus entschieden, selbst ins Cockpit zu steigen – und das mit einer klaren Vision. Als Gründerin der Marke Vicky Chakalaka kämpft sie für mehr Sichtbarkeit von Frauen im Motorsport und will 2026 mit einem rein weiblichen Rennfahrerinnen-Team beim 24-Stunden-Rennen in Dubai starten.

Liebe Vicky, vielen Dank, dass du dich im heutigen Role Model Interview unserer FemalExperts Community vorstellen möchtest!

1. Du warst bereits vor deiner Karriere als Rennfahrerin erfolgreiche Journalistin im Automobilbereich – was war der Moment, in dem du gesagt hast: Ich will selbst ins Cockpit?

Ich stand so oft an der Rennstrecke, Mikro in der Hand, mitten im Geschehen – und doch immer außen vor. Ich habe über das berichtet, was ich eigentlich selbst leben wollte. Irgendwann habe ich gemerkt: Ich will nicht mehr nur zuschauen, ich will mitfahren. Nicht als Zuschauerin, sondern als Fahrerin – mittendrin statt daneben. Außerdem habe ich selbst erlebt, mit welchen Vorurteilen Frauen in der Autobranche und im Motorsport zu kämpfen haben. Viel zu oft wird uns gesagt, was wir angeblich nicht können. Genau das will ich ändern! Ich will ein Zeichen setzen – dafür, dass Frauen genauso ins Cockpit gehören wie Männer. Mit Leidenschaft, Ehrgeiz und einer klaren Message: Wir sind bereit!

2. Dein Künstlername „Vicky Chakalaka“ steht für Temperament, Unangepasstheit und deine kulturellen Wurzeln – inwieweit beeinflusst dich deine Wertehaltung auch beruflich?

Meine Wertehaltung ist mein innerer Antrieb – beruflich wie privat. Ich komme aus einer Welt, in der man sich als Frau oft doppelt behaupten muss. Gerade im Automobiljournalismus habe ich früh gelernt, dass man sich Gehör verschaffen muss – und das nicht immer mit einem offenen Mikrofon in der Hand. Aber genau diese Erfahrungen haben mich stärker gemacht. Ich bin stolz darauf, nicht den einfachen Weg gegangen zu sein, sondern mir meinen Platz erarbeitet zu haben.

‘Vicky Chakalaka’ ist nicht nur ein Name – es ist eine Haltung. Ich stehe für Temperament, Authentizität und dafür, Dinge anders zu machen. Ich war schon immer eine Macherin, und genau deshalb wage ich auch dieses große Projekt. Ich weiß, dass viele Frauen da draußen dasselbe fühlen wie ich: Es ist höchste Zeit, dass sich etwas bewegt. Es braucht mehr Sichtbarkeit, mehr Chancen und vor allem mehr echte Gleichberechtigung – auch im Motorsport.

3. Jetzt kommt es (als Frau) sicher nicht jeden Tag vor, dass man aktiv in den Motorsport einsteigt: Wie hat dein Umfeld reagiert, als du angekündigt hast, Rennfahrerin zu werden?

Die Reaktionen waren ziemlich gemischt – viele in meinem Umfeld waren total begeistert und fanden es mutig, dass ich diesen Schritt gehe. Andere wiederum waren eher zurückhaltend – vielleicht auch, weil Motorsport eben nicht ohne ist. Es ist laut, schnell, gefährlich und alles andere als ein Spaziergang.

Man darf nicht vergessen: Die meisten Profi-Rennfahrer*innen sitzen seit ihrer Kindheit im Kart, wachsen mit dem Motorsport auf – und dann komme ich daher und sage: „Ich will jetzt Rennfahrerin werden und nächstes Jahr beim 24h-Rennen in Dubai mitfahren.“ Das ist natürlich eine Ansage. Und ich weiß, wie groß diese Herausforderung ist. Aber genau deshalb mache ich es. Ich will zeigen, dass es nie zu spät ist, an sich selbst zu glauben – und dass Frauen verdammt nochmal genauso in den Motorsport gehören wie Männer.

4. Wie kam die Zusammenarbeit mit dem Team East Racing zustande – und was macht sie zu einem idealen Partner?

Mein Team habe ich letztes Jahr bei einer Motorsport-Veranstaltung kennengelernt, bei der ich als Moderatorin auf der Bühne stand. Wir sind nach dem Event in Kontakt geblieben und haben angefangen, erste Ideen zu spinnen. So entstand Schritt für Schritt das Projekt, wie wir es heute kennen.

East Racing ist für mich der perfekte Partner, weil hier nicht nur die fachliche Kompetenz stimmt, sondern auch die Leidenschaft für den Motorsport. Die Dynamik im Team, die Offenheit für ein reines Frauen-Rennteam und der gemeinsame Antrieb, etwas Neues auf die Beine zu stellen – das ist einfach der Hammer.

5. Was sind die größten Herausforderungen auf dem Weg zur Rennlizenz – mental, körperlich und organisatorisch?

Puh, da gibt’s ehrlich gesagt viele. Vor allem das Training und die Disziplin sind eine echte Herausforderung. Körperlich muss ich auf einem Top-Level sein – und dafür arbeite ich gerade intensiv mit meinem Trainer. Ich bin viel im Fitnessstudio, achte auf Ernährung und versuche, meinen Körper optimal auf die Belastung im Cockpit vorzubereiten. Rennfahren ist nämlich nicht nur Lenken – das ist Hochleistungssport!

Mental ist das Ganze aber fast noch härter. Ich bin jemand, der gerne direkt loslegt – Geduld war noch nie meine größte Stärke. Und genau die braucht man in diesem Prozess jede Menge. Es läuft nicht immer alles glatt, manchmal musst du mit Rückschlägen umgehen, dich neu sortieren, wieder aufstehen. Und das gehört einfach dazu.

Und dann kommt die Organisation – und die ist wirklich riesig! Von der Lizenz über die Suche nach Fahrerinnen bis hin zur Sponsorensuche. Vor allem finanziell ist das eine echte Herausforderung, weil viele Unternehmen gar nicht wissen, was wir für ein bahnbrechendes Projekt starten und welche Bedeutung es für die rennsportbegeisterte Frauenwelt hat. Motorsport ist teuer, da braucht man starke Partner an der Seite. Aber: Ich glaube an unser Vorhaben – und daran, dass wir mit der richtigen Message auch die richtigen Menschen erreichen.

6. Warum hast du dich bewusst für ein reines Frauen-Rennteam entschieden? Welche Kraft liegt für dich in weiblicher Teamdynamik?

Für mich geht es dabei nicht um den Unterschied zwischen weiblicher und männlicher Teamdynamik – sondern um Gleichberechtigung im Rennanzug. Ich will zeigen: Wir Frauen können das genauso.

Ich habe mich bewusst für ein rein weibliches Rennfahrerinnen-Team entschieden, weil ich ein klares Zeichen setzen will. In einer Branche, in der Frauen oft nur am Rand stehen oder unterschätzt werden, wollen wir mitten rein – ins Cockpit, auf den Asphalt, an den Start. Ich glaube nicht an “wir machen es anders” – ich glaube an “wir machen es auch”. Und das auf unsere Art. Mit Ehrgeiz, Power und Teamspirit. Wenn uns das gelingt, kann daraus etwas richtig Großes entstehen – nicht nur für uns, sondern für viele Frauen, die diesen Schritt vielleicht auch gehen wollen.

7. Laut Statistik sind nur 1,5 % der Profirennfahrer*innen weltweit Frauen – woran liegt das aus deiner Sicht?

Ich glaube nicht, dass es an fehlendem Talent oder körperlicher Voraussetzung liegt – im Gegenteil. Frauen haben genauso das Potenzial, im Motorsport ganz vorne mitzufahren. Das Problem ist eher struktureller Natur: Der Motorsport ist historisch eine Männerdomäne – und das zeigt sich bis heute. Frauen haben es schwerer, früh Zugang zu bekommen, ernst genommen zu werden oder überhaupt in den Fokus von Teams, Medien und vor allem Sponsoren zu rücken.

Viele Mädchen steigen gar nicht erst ein, weil ihnen Vorbilder fehlen oder sie sich nicht zutrauen, in diesem Umfeld zu bestehen. Und wenn sie es doch tun, stoßen sie meist oft auf Vorurteile oder müssen sich doppelt beweisen. Ich bin der Meinung: Wir brauchen mehr Sichtbarkeit, mehr Förderung und mehr Mut, diese veralteten Strukturen aufzubrechen.

8. Du bist nicht nur Fahrerin, sondern Gründerin und Projektinitiatorin. Mit welchen strukturellen Barrieren siehst du dich als Frau im Motorsport-Business konfrontiert?

Die größte Hürde? Ganz klar: Geld. Motorsport ist extrem kostspielig – ohne Sponsoren läuft gar nichts. Diese Hürde müssen wir aktuell auch noch meistern. Viele Unternehmen setzen bei ihrer Unterstützung nach wie vor lieber auf Männer, weil sie dort mehr Erfahrung und Sichtbarkeit vermuten.

Das ist ein Teufelskreis: Frauen bekommen weniger Möglichkeiten, dadurch weniger Bühne – und weil sie weniger sichtbar sind, erhalten sie wieder weniger Unterstützung. Ich kämpfe dafür, genau diesen Kreislauf zu durchbrechen. Es braucht neue Vorbilder, mehr Aufmerksamkeit für Frauen im Motorsport und den Mut, bestehende Strukturen zu hinterfragen. Denn Potenzial ist da – es muss nur die Chance bekommen, sich zu entfalten und gefördert werden.

9. Wie gehst du mit Vorurteilen und klischeehaften Zuschreibungen um – insbesondere aus der männerdominierten Motorsport-Welt?

Anfangs haben mich solche Kommentare echt verletzt. Gerade weil ich Autos schon immer ein Teil von mir waren. Daher haben mich die Zweifel und das belächelt werden ziemlich getroffen.

Aber heute? Heute denke ich mir: Jetzt erst recht! Ich nutze diese Vorurteile als Treibstoff – denn ich weiß, dass sie auf überholten Klischees basieren, nicht auf der Realität. Ich bin nicht hier, um irgendwem etwas zu beweisen – sondern um mir selbst treu zu bleiben und anderen Frauen zu zeigen, dass es geht. Und zwar nicht irgendwann. Sondern jetzt.

Siehe auch
Kinderbuch-Wenn unsere Seele Hilfe braucht-Artikelbild

10. Wie wichtig ist weibliche Sichtbarkeit – nicht nur auf der Rennstrecke, sondern auch in Medien und Sozialen Netzwerken?

Enorm wichtig! Sichtbarkeit schafft Vorbilder – und genau das brauchen wir. Denn nur was man sieht, kann man sich auch selbst vorstellen. Es geht dabei nicht darum, wie eine Frau sich zeigt oder wie laut sie ist – sondern dass sie da ist. Jede hat ihre eigene Art, ihre Message zu transportieren, und genau das ist die Stärke. Vereint in der Vielfalt.

11. Gab oder gibt es für dich weibliche Vorbilder – im Motorsport oder darüber hinaus – die dich auf deinem Weg geprägt haben?

Definitiv – Sophia Flörsch ist eines meiner größten Vorbilder! Sie zeigt schon seit Jahren, dass Frauen im Motorsport genauso kämpfen, performen und durchstarten können wie Männer. Ihre Power, ihr Durchhaltevermögen und ihr Weg in der Formel 3 sind für mich wahnsinnig inspirierend.

Aber auch abseits der Rennstrecke haben mich starke Frauen geprägt – Frauen, die ihren eigenen Weg gehen, gegen den Strom schwimmen und sich nicht kleinmachen lassen. Diese Art von Energie hat mich immer gepusht und bestärkt, selbst laut zu sein – und meinen eigenen Weg zu gehen. Ich glaube fest daran: Wir brauchen mehr solcher Vorbilder – und wenn ich selbst ein kleines Stück dazu beitragen kann, dann macht mich das stolz.

12. Welche Botschaft möchtest du jungen Frauen mitgeben, die sich ebenfalls für den Motosport interessieren?

Kämpfe für deine Träume – egal, wie verrückt oder groß sie anderen erscheinen mögen. Lass dich nicht entmutigen, nur weil jemand anderes nicht an dich glaubt. Es ist dein Weg, dein Traum, dein Tempo.

13. Abschließend möchte ich dich gerne noch fragen: Wo dürfen wir dich in den kommenden Jahren erleben? Gibt es ein Projekt oder ein Ziel, welches dir besonders am Herzen liegt?

Mit Vicky Chakalaka möchte ich richtig durchstarten – nicht nur als Fahrerin auf der Rennstrecke, sondern auch als Gründerin einer Plattform von Frauen für Frauen. Mein Ziel ist es, ein Zeichen zu setzen: Für mehr Sichtbarkeit, mehr Chancen und echte Gleichberechtigung im Motorsport.

Der große Meilenstein? 2026 mit einem rein weiblichen Team beim 24-Stunden-Rennen in Dubai an den Start zu gehen. Aber darüber hinaus soll Vicky Chakalaka eine Bewegung werden – laut, mutig, unaufhaltsam. Für all die Frauen, die an sich glauben und ihren Platz einfordern – auf der Strecke und im Leben.

Auf meiner Website vicky-chakalaka.de verfasse ich zusätzlich einen Blog über unser Projekt – so könnt ihr uns auf meiner Reise begleiten.

Weitere Informationen zu Vicky Chakalaka

Über die Autorin

Kinga Bartczak
Website |  + Beiträge

Kinga Bartczak berät, coacht und schreibt zu Female Empowerment, neuer Arbeitskultur, Organisationsentwicklung systemischen Coaching und Personal Branding.

Zudem ist sie Geschäftsführerin der UnternehmerRebellen GmbH und Herausgeberin des FemalExperts Magazins.

Nach oben scrollen