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OXANA – Wenn Rebellion zur Kunst wird

OXANA – Wenn Rebellion zur Kunst wird

Kinga Bartczak
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Widerstand beginnt oft im Kleinen – und manchmal in der Nacht
Was bleibt von dir, wenn du alles gegeben hast?
Rebellion hinter Gips – selbst Verletzlichkeit trägt Protest in sich
Zwischen Flucht und Haltung, eine junge Frau gegen das System +3
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Widerstand beginnt oft im Kleinen – und manchmal in der Nacht

Paris, 2018. Eine junge Frau irrt durch die Straßen. Ihre Augen tragen die Last von Jahren des Widerstands, ihr Körper ist Archiv eines radikalen Lebens. Die Frau heißt Oksana Schatschko. Künstlerin, Aktivistin, Mitbegründerin der feministischen Protestbewegung FEMEN. Und sie ist die Hauptfigur in Charlène Faviers neuem Kinofilm „OXANA – MEIN LEBEN FÜR FREIHEIT“, der am 24. Juli 2025 bundesweit startet.

Der Körper als Leinwand politischer Botschaft

Was passiert, wenn Kunst nicht nur schön, sondern notwendig ist? Wenn der eigene Körper zur letzten Waffe gegen ein übermächtiges System wird? Oksana Schatschko beantwortete diese Fragen mit kompromisslosem Mut: Sie bemalte ihren entblößten Oberkörper mit Slogans gegen Sexismus, Korruption und Gewalt. Mit nackter Haut, aber scharfer Botschaft durchbrach sie die Schweigemauer patriarchaler Regime – in der Ukraine, in Belarus, in Russland.

Der Film zeigt nicht nur eine historische Figur, sondern das Innenleben einer Frau, die zwischen spiritueller Suche, revolutionärer Wut und künstlerischer Leidenschaft oszillierte. Regisseurin Charlène Favier gelingt damit ein feinfühliges, tief politisches Porträt, das aufrüttelt – und nachwirkt.

Eine Geschichte, die ins Jetzt spricht

OXANA ist kein Rückblick. Der Film ist ein Weckruf in einer Zeit, in der autoritäre Kräfte weltweit erstarken. Wenn Oksana 2009 mit FEMEN gegen Putin und Lukaschenko demonstrierte, dann ist diese Szene heute erschreckend aktuell. Der Film konfrontiert uns mit der Frage: Wie viel sind wir bereit zu riskieren, wenn Menschenrechte erneut auf dem Spiel stehen?

Dabei setzt Favier nicht auf Pathos, sondern auf Intimität. Der Film begleitet Oksana durch ihren letzten Tag in Paris, verwebt Erinnerungsfragmente mit Begegnungen, lässt Schmerz und Hoffnung in dichter Atmosphäre verschmelzen. Die Hauptdarstellerin Albina Korzh verkörpert Oksana mit erschütternder Präsenz – roh, zärtlich, wütend. Eine Performance, die bleibt.

Ikonografie, Licht und Leinwand als Widerstand

Optisch gleicht OXANA einem Gemälde. Favier, deren Mutter Malerin ist, erschafft mit ihrem Team Bilder, die zwischen christlicher Ikonografie und moderner Kunst changieren. Jede Szene ist durchkomponiert – nicht als Selbstzweck, sondern als Verbeugung vor einer Frau, die Kunst als Waffe nutzte.

Oxanas Beziehung zur Religion wird dabei nicht ausgespart. Aufgewachsen im orthodoxen Glauben, von der Kirche enttäuscht und dennoch tief spirituell – auch das ist Teil der inneren Spannung, die der Film eindrucksvoll sichtbar macht. Die Verbindung von Glaube, Rebellion und Selbstermächtigung durchzieht das Werk wie ein roter Faden.

FEMEN: Protest in einer Welt, die lieber wegsieht

Der Film erzählt auch die Geschichte von FEMEN – einer Bewegung, die die Weltöffentlichkeit schockierte und zugleich faszinierte. Ihre Protestform: Oben-ohne-Demonstrationen mit radikaler Botschaft. Ihre Gegner: Kirchen, Diktatoren, westliche Ignoranz.

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Doch OXANA geht tiefer. Er zeigt, was es bedeutet, verfolgt zu werden, sich in Frankreich ins Exil zu retten – und trotzdem weiterzumachen. Er zeigt die Ohnmacht, wenn der Kampf nicht mehr gesehen wird. Und er zeigt den Moment, in dem eine Frau erkennt, dass die Welt, für die sie kämpfte, vielleicht nie bereit war, sie wirklich zu verstehen.

Warum du diesen Film sehen musst

Weil du begreifen wirst, dass Aktivismus ein einsamer Weg sein kann. Weil du erleben wirst, wie aus Schmerz Kunst wird. Und weil du spüren wirst, wie nah dir eine Frau kommen kann, die du nie getroffen hast.

OXANA – MEIN LEBEN FÜR FREIHEIT ist ein Film für alle, die sich fragen, wie Veränderung beginnt – und was sie kostet. Es ist eine Einladung, den Blick zu schärfen. Und vielleicht: selbst den ersten Schritt zu wagen.

Über die Autorin

Kinga Bartczak
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Kinga Bartczak berät, coacht und schreibt zu Female Empowerment, neuer Arbeitskultur, Organisationsentwicklung systemischen Coaching und Personal Branding.

Zudem ist sie Geschäftsführerin der UnternehmerRebellen GmbH und Herausgeberin des FemalExperts Magazins.

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