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Jung, inspirierend, erfolgreich – FeMentor-Gründerin Anastasia Barner im exklusiven Interview
Dunkel Hell

Jung, inspirierend, erfolgreich – FeMentor-Gründerin Anastasia Barner im exklusiven Interview

Kinga Bartczak
FeMentor Gründerin Anastasia Barner im exklusiven Interview-Artikelbild

Heute im Role Model Interview: Anastasia Barner, Gründerin von FeMentor, Speakerin und Social Entrepreneurin des Jahres 2022.

Liebe Anastasia, ich freue mich sehr, dich heute im Female Role Model Interview unserer Community vorstellen zu können und starte auch sogleich mit der ersten Frage:

1. Seit du 14 Jahre alt bist, schreibst du für die Jugendseite der Berliner Zeitung und für funky, die Jugendredaktion der Funke Mediengruppe. Zusätzlich durftest du auch einen Artikel für ze.tt schreiben und bei einem Artikel von Spiegel Online mitwirken. Mit 15 bist du dann unter die besten fünf Nachwuchsjournalist:innen gewählt worden, die vom Spiegel ausgezeichnet werden. Letztlich hast du dich jedoch für die Gründung eines Start-ups und nicht für eine journalistische Karriere entschieden. Wie kam es zu diesem Schritt?

Wenn man es so betrachtet, dann hatte ich eine 6-jährige journalistische Karriere. Ich habe von 14 bis 20 Jahren regelmäßig für diverse Medien geschrieben. Das ist eine sehr lange Zeit. Die Idee zur Gründung kam mit der Zeit. Durch meinen Freundeskreis hatte ich viel mit der Gründer:innenszene zu tun und ich habe mich gewundert, wieso ich teilweise die einzige Frau auf den Partys war. Mir wurde bewusst, wie wenige Gründerinnen es gibt und vor allem auch wenige Frauen, die in jungen Jahren gegründet haben. So entstand FeMentor. Ich wollte eine Plattform erschaffen, die Frauen dazu ermutigt, ihren eigenen Weg zu gehen, egal ob dies eine Gründung nach sich zieht oder eben nicht. Aber sie sollten mindestens ihre Optionen kennen. Statt mich darüber zu beschweren, dass es kaum Gründerinnen gibt, habe ich selbst ein Start-up gestartet. Ab und zu führe ich noch Interviews für funky und ich bin dankbar dafür, dass ich die Warte der Journalist:innen kennenlernen durfte. Dadurch fällt es mir heutzutage leichter, wenn ich interviewt werde.

2. Du hast dich leidenschaftlich als Botschafterin für die Anti-Mobbing-Kampagne „exclamo“ engagiert sowie für die Initiative „Heroes for Heroes“ und „Minago“. Auch heute noch sind Sexismus, Diskriminierung sowie Hate Speech große Herausforderungen und der „Mobbing-Alltag“ ist leider auch fester Teil der Onlinewelt geworden. Du bist selbst eine Person des öffentlichen Lebens. Inwieweit hat sich dein Umgang mit dieser Form von Ausgrenzung, Hass und Beleidigung geändert?

Puh, ich hätte nie gedacht, dass es so wird. Im Kindergarten wollte ich immer Bundeskanzlerin, Prinzessin oder ein Star werden. Heute bin ich in meiner Gründer-Bubble „bekannt“ und das bringt auch Nachteile mit sich. Meine Mutter, die eine erfolgreiche PR-Beraterin ist, hat mir stets versucht zu erklären, dass berühmt zu sein auch eine Schattenseite mit sich bringt. Durch Social Media gibt es neue Wege, Hass zu kommunizieren und dabei anonym zu bleiben. Ich finde das gefährlich. Da ich zur Generation Z gehöre, bin ich mit Social Media groß geworden. Heutzutage gibt es zum Glück viele Optionen, um Hasskommentare auszublenden. Die gab es zu meiner Schulzeit leider noch nicht. Doch meine eigenen Erfahrungen mit Mobbing haben mich eindeutig stärker gemacht und ich versuche so offen, wie möglich darüber zu sprechen. Wenn sich nur eine Person in meinen Worten wiederfindet und dadurch das Mobbing überlebt, dann habe ich alles richtig gemacht. Mir hat es immer geholfen, wenn Prominente ehrlich über ihre Zeit vor dem „berühmt sein“ sprachen, die bei den meisten nicht einfach war. Meine Schulzeit war sicherlich nicht perfekt und es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen. Denn das Problem lag bei meinen Mobbern. Als junge Frau, die ein Unternehmen führt, muss ich ab und zu gegen Vorurteile kämpfen. Zum Beispiel, wieso ich Bikini-Bilder im Urlaub auf meinem Instagram Account teile. Warum nicht? Erfolg und Feminismus hören nicht bei nackter Haut auf.

3. 2019 hast du FeMentor gegründet, die erste Reverse-Mentorinnen-Plattform von Frauen für Frauen. Kannst du unseren Leserinnen einen Einblick geben, wie die Idee zur Gründung deines Start-ups entstanden ist?

In meinem Leben hatte ich das große Glück, eine Familie zu haben, die mir schon früh Türen öffnen konnte, die anderen verborgen blieben. Dieses Privileg war mir stets bewusst. Statt mich dafür zu “schämen”, dass ich durch die Kontakte meiner Eltern mehr Möglichkeiten hatte, habe ich das Kontaktbuch meiner Mutter dafür verwendet, FeMentor zu gründen. Kontakte heißen natürlich nicht direkt Erfolg. Kontakte sind wie Türen, durch die man selbst gehen muss, aber mit einem Schlüssel ist es einfacher. FeMentor ist eben dieser Schlüssel. Die Herausforderung ist es, etwas aus dem Netzwerk zu machen und das muss jede Frau selbst tun. Durch das Reverse Mentoring haben wir bei einigen Mentees, aber auch Mentorinnen das Selbstebwusstsein steigern können. Die Idee entstand, da ich selbst immer Mentee, aber auch Mentorin für die Freund:innen meiner Mutter war. Als Mentee durfte ich Einblicke in diverse Berufe erhalten, Fehler erkennen, die sich vermeiden lassen und wertvolle Tipps in unterschiedlichen Bereichen erhalten. Als (Reverse) Mentorin konnte ich der älteren Generation Insights zu Social Media, Userverhalten von der Generation Z und sogar Online Dating geben. Wenn Ihr wüsstet, welchen CEOs ich den Tinder-Account aufgehübscht habe ;). 

4. FeMentor unterscheidet sich in seiner Grundstruktur wesentlich von anderen Mentoring-Programmen, da es auf gegenseitige Lernbereitschaft und Entwicklungsmotivation setzt. Magst du uns hierüber ein wenig mehr erzählen?

Oft werde ich danach gefragt, ob ich andere Mentoring-Programme oder Frauennetzwerke als Konkurrenz wahrnehme. Und die Antwort ist immer die Gleiche: FeMentor ist die erste Reverse Mentoring Plattform in Europa, wir expandieren gerade weltweit und ich glaube stark an Kooperationen, denn ohne Unterstützung wäre mein Start-up niemals so schnell erfolgreich geworden. Die meisten Mentoring-Programme kosten die Mentees Geld, was für einige bezahlbar ist, aber auch eine breite Masse ausschließt. Andere Netzwerke/Programme sind nur für eine bestimmte Gruppe vorbehalten, z.B. Frauen in Managmentpositionnen, Frauen in Tech, geflüchtete Frauen u.v.m. Durch dieses Kastendenken entstehen „Bubbles“, in denen man sich nur mit Personen austauscht, die eine ähnliche Vita, Profession oder Herkunft haben. Das kann hilfreich sein, aber ich wollte eine Plattform schaffen, wo jede Frau willkommen ist. Bei FeMentor sind wir daher auch branchenübergreifend unterwegs. Wir haben von Opernsängerinnen, Stressmanagerinnen, über Juristinnen, Medizinerinnen, bis hin zu Gründerinnen und CEOs alles vertreten. Viele unserer Mentees kommen aus finanziell schwächeren Haushalten oder aus dem Mittelstand, aber wir haben auch Mentees, die Unternehmen erben und wieder andere, die nach Deutschland geflüchtet sind. Es ist schön zu sehen, wie sich jede dieser Frauen einbringt. Wir veranstalten jeden Monat 4 Events, 2 davon online. Das ist eine Möglichkeit, damit außerhalb der 1on1 (Reverse) Mentoring-Paare trotzdem neue Vernetzungen entstehen können. Unsere (Fe)Mentorinnen sind auch aus den unterschiedlichsten Motivationen dabei. Einige hatten selbst Mentor:innen in Ihrem Leben oder es hat Ihnen ein/e Rolemodel/Mentor:in gefehlt und sie möchten jetzt diese Person für jemanden sein. 

5. Mit deinen 22 Jahren gehörst du zur innovativen und kreativen Generation Z. Wie waren die ersten Reaktionen, als du die unternehmerische Bühne (als junge Frau) betreten hast?

Anastasia Barner, Gründerin von FeMentor und erfolgreiche Unternehmerin

Ich wurde herzlich empfangen. Eine Gründung mit 20 war das Beste, was mir passieren konnte. Ich berate täglich Start-ups und Unternehmen. Meine Zuhörer:innen sind teilweise 5 bis 40 Jahre älter als ich. Mit FeMentor betreibe ich Reverse Mentoring und dabei geht es um den Generationsaustausch. Genau der ist heutzutage gefragt. Durch die schmaler zulaufende Alterspyramide stehen wir vor einer riesigen Problematik: Dem Mangel an Arbeiter:innen. Unternehmen müssen neue Wege finden, die kommenden Generationen von sich zu begeistern und dafür müssen diese nun mal genau dieser Zielgruppe zuhören. Bis jetzt bin ich immer auf offene Ohren gestoßen und ich bin froh darüber, wie vielen Menschen ich bereits helfen konnte. Natürlich muss dein Gegenüber dafür offen sein. Ich saß schon oft genug im rosa Kleidchen, High Heels und meinen langen Haaren in Meetings und wurde anfänglich unterschätzt. Und genau das ist gefährlich! Meistens habe ich diese Meetingräume mit einer neuen Partnerschaft oder einem unterzeichneten Vertrag verlassen.

6. Im Jahr deiner Gründung hast du den Berliner-Helden-Preis 2019 gewonnen, 2020 folgte zusätzlich der FemTec Award. Darüber hinaus hast du durch deine Mutter, welche als PR-Beraterin tätig ist, die Möglichkeit erhalten, berühmte Persönlichkeiten zu treffen. Von Selena Gomez und der Königin von Schweden bis zur Schwester vom Dalai Lama waren hier einige unfassbar faszinierende Frauen dabei. Wie haben dich diese Ehrungen und Erlebnisse persönlich verändert?

Ich kannte es nie anders, da ich damit groß geworden bin. Bei der Preisverleihung der Quadriga durfte ich z.B. der Königin von Schweden Blumen überreichen und fragte sie im Nachgang nach einem Autogramm. Daraufhin hat sie mir erklärt, dass sie kein “Star” ist, aber sie mir gerne einen Brief schickt. Einige Tage später erhielt ich tatsächlich einen Brief mit einem Familienfoto der Königsfamilie (plus Hund). Also hatte ich sogar eine (kurze) Brieffreundschaft mit der Königin (lacht). Für mich gab es 2009 eine wichtige Begegnung mit Michail Gorbatschow, da mein Vater aus der DDR und meine Mutter aus der BRD stammen. Ohne den Mauerfall gäbe es mich gar nicht und ich bedankte mich bei ihm. Solche Momente sind prägend und waren ein Teil meiner Kindheit. Für mich waren Promintente unwesentlich anders als andere. aher hatte ich nie ein Poster von einem Promi in meinem Kinderzimmer hängen. Das hat heutzutage natürlich Vorteile, denn ich begegne Geschäftsführer:innen und Investor:innen ohne Furcht. Ich weiß: sie sind auch nur Menschen. Dadurch, dass meine Mama mich immer mitgenommen hat, habe ich volles Verständnis dafür, wenn Kinder bei einem Zoom-Call Aufmerksamkeit wollen oder sich ein Kind bei einer Veranstaltung langweilt. Ich war ja selbst mal in der Position. 

7. Wir Frauen werden ja gerne in Schubladen gesteckt. Du gehst dem entgegen und bezeichnest dich in diesem Zuge selbst als „Neogeneralistin“. Was bedeutet das genau?

Oh, die Schubladen kenne ich zu gut. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr darauf und habe einfach den Schrank auf die Straße gestellt. Natürlich kann man nichts dagegen tun, wenn andere sich eine Meinung über einen bilden, aber wenn ich z.B. von jemanden “gejudged” werde, versuche ich ins Gespräch zu kommen. 

Wie Pippi Langstrumpf bereits sagte:

"Ich habe das noch nie versucht, deshalb denke ich, dass ich das definitiv können sollte.” – Pippi Langstrumpf Klick um zu Tweeten

Ich glaube immer an andere und an mich selbst. Statt an eine Sache ranzugehen und zu denken: “Das kann ich doch eh nicht”, bin ich der festen Überzeugung, dass ich schon irgendwie eine Lösung finden werde. Genauso war es mit meiner Gründung. Ich habe innerhalb von 2 Wochen gegründet und mir gar keine Zeit für Zweifel gegeben. Das kann ich jedem/jeder empfehlen. Dennoch bin ich nicht nur Gründerin, denn ich habe viele Interessen: Von Backen oder Kitschromane lesen, bis hin zum Gesang, Schauspiel und Schreiben. In Deutschland bekommt man oft zu hören, dass man dann doch nichts richtig macht. Darauf ist meine Antwort:

Ich bin Neogeneralistin, ich kann vieles!

Anastasia Barner

8. Wenn man sich deinen Instagram-Feed ansieht, ist es in diesem Zusammenhang nicht schwer nachzuvollziehen, dass du neben deinem ehrenamtlichen Engagement sowie deiner beruflichen und unternehmerischen Karriere, auch unter den Top Ten bei Miss Germany Berlin warst. Inwieweit passen für dich Professionalität und Weiblichkeit zusammen?

Mein Instagram Feed hat tatsächlich am Anfang meiner Gründung dazu geführt, dass ich gewisse Einladungen oder Angebote nicht erhalten habe. Eine Zeit lang habe ich dann immer lange überlegt: Darf ich das jetzt posten? Aber für wen Weiblichkeit und meine Instagram-Präsenz (<18,7k) unprofessionell erscheinen, der hat vielleicht selbst ein Problem damit. Man darf bei der ganzen Sache nicht vergessen, dass ich zu einer anderen Generation gehöre. Ich teile ganz selbstverständlich mein Leben auf Social Media und dadurch wirke ich auf viele angehende Gründer:innen auch nahbarer, als jemand, der kaum auf Instagram aktiv ist oder nur die beruflichen Erfolge teilt. Mein Instagram-Feed sowie meine Storys sind wie ein öffentliches Tagebuch und zeigen, was ich mache, wo ich bin, was ich esse und wobei ich Hilfe brauche. Durch meine Community konnte ich schon mehrere Wohnungen an Freunde (in Berlin & München) vermitteln, bei der Suche nach Diebesgut helfen oder auf Themen aufmerksam machen, die mir wichtig sind. Meine Teilnahme an der Miss Germany 2020-Wahl war daher für mich ein Statement:

Siehe auch
Irène Kilubi im Interview-Artikelbild

„We are pretty, but also pretty strong.“ Klick um zu Tweeten

Diesen Spruch findet man auch auf der Website von FeMentor, denn das Äußere sagt nichts über die innere Stärke, Willenskraft und Intelligenz aus.

9. Unser Magazin hat sich ja dem Thema „Female Empowerment“ verschrieben. Inwieweit siehst du hier im Rahmen der unternehmerischen und beruflichen Welt noch Handlungsbedarf?

In diesen Bereichen sowie politisch muss einiges verändert werden und ein Umdenken stattfinden. Feminismus heißt nicht: Wir gegen Männer. Das muss sich in den Köpfen verankern, denn es geht bei Female Empowerment nicht darum, jemanden etwas weg zu nehmen, sondern für Gleichberechtigung in allen Bereichen zu sorgen. Gemeinsam sind wir stärker, auch über Alters- sowie Geschlechtergrenzen hinweg.

Derzeit bewegt sich viel in die richtige Richtung, allerdings sehr langsam. Es wächst eine neue Generation von starken, jungen Frauen auf, die von den erfahreneren Frauen getragen werden. Die vorherige Generation hat den Weg für uns geebnet und durch Reverse Mentoring können wir etwas zurückgeben.

10. Wir freuen uns von dir und deinem Unternehmen künftig mehr zu erfahren und spoilern an dieser Stelle mit unserer Abschlussfrage ein wenig: Wohin wird sich dein unternehmerisches/persönliches Leben in den kommenden 5 Jahren entwickeln?

Derzeit bin ich unter den TOP 10 Nominierten für die German Startup Awards in der Kategorie Social Entrepreneurin. Zu sehen, wie sehr FeMentor in diesen 2,5 Jahren gewachsen ist, ist der Wahnsinn. Ich hätte mir diesen Erfolg nicht ausmalen können und ich bin offen für alles, was die Zukunft noch bringt. Bei FeMentor veranstalten wir bereits 4 Events im Monat und ich plane ein größeres Festival, damit wir noch mehr Frauen miteinander vernetzen können. Auf meiner Bucket List stehen auf jeden Fall noch einige Punkte, die ich hoffentlich in den nächsten 5 Jahren durch Neue ersetzen darf.

Liebe Anastasia, vielen Dank für deine Zeit! Ich kann (als Mentorin) bestätigen, dass FeMentor eine außerordentlich bereichernde Erfahrung ist und ich freue mich, dass wir gemeinsam der FemalExperts-Community einen spannenden Einblick in die Gründungsgeschichte, deine Person und deinem Unternehmen geben konnten.

Vielen Dank!

Über die Autorin

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Kinga Bartczak berät, coacht und schreibt zu Female Empowerment, neuer Arbeitskultur, Organisationsentwicklung systemischen Coaching und Personal Branding.

Zudem ist sie Geschäftsführerin der UnternehmerRebellen GmbH und Herausgeberin des FemalExperts Magazins.

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