Dear Instagram, I’m Not Your Bitch Anymore!
Vor einigen Tagen habe ich es endlich geschafft, die geballte Zahl von über 2.300 Instagram-Accounts, denen ich folgte, auf nunmehr 145 zu reduzieren.
Ich habe bereits öfter in meinem Blog über Instagram geschrieben, so z.B in meinen Artikeln Instagram – eine digitale Karrierefalle? Oder Naked Business – Ausziehen für den beruflichen Erfolg.
Ich möchte zunächst eines klarstellen: Ich bin keine Instagram-Haterin, ganz im Gegenteil. Ich nutze die Plattform gerne zur Zerstreuung und mag ästhetische und authentische Fotos, aber ich habe es einfach satt, mir immer die gleichen Bilder auf der Timeline ansehen zu müssen.
Statt Kreativität gibt es Food Porn und die immer gleiche Beauty-Retusche
Keine Individualität oder Vielfalt, stattdessen: Bikinis, Essen, Fitness, Fashion bla bla bla. Kreative oder inspirierende Inhalte sind somit eher Mangelware.
Das alles liegt vermutlich an mir und meinen Präferenzen. Vielleicht folge ich den falschen Personen, vielleicht und das mit einem Hauch einer Chance gesprochen, liegt es aber auch an den immer gleichen Idealen und Werten, denen sich unsere Gesellschaft nur zu gern opfert: Überragende Fitness, skandinavische Wohnträume, vegane Zauberküche und tropische Strände, an denen sich alle bikinitauglichen Frauen dieser Welt zu räkeln scheinen.
Es wird Zeit für einen „Reset“ auf Instagram & Co.
Ich verlange ein Upgrade oder eine Art „Reset“. Es kann schließlich nicht so schwer sein, mal ein wenig Authentizität oder Kreativität walten zu lassen, oder?
Verlieren die Influencer dadurch Follower? Vielleicht. Sollte dies ihr leben gravierend tangieren? Besser nicht. Ich möchte ja niemandem zu nahe treten, aber wenn mein Leben von der Anzahl meiner Follower abhängt, sollte ich mir vielleicht überlegen, einen anderen Job zu ergreifen und meine Bestimmung nicht darin zu sehen, anderen ein Leben aufzuzeigen, welches weder erstrebenswert noch realistisch ist.
Wenn ich Kommentare lese, wie „Du bist so nett“ oder „Du kommst so echt rüber, du bist mir voll sympathisch“ frage ich mich, was die Follower denn anderes erwarten? Wäre eine Bäckereifachverkäuferin jeden morgen unfreundlich, schlecht gelaunt und würde ungepflegt und stinkend hinter der Theke stehen, dann würde ich bei ihr auch keine Brötchen mehr kaufen. Ebenso verhält es sich mit einer Influencerin, die mir zu hundertsten Mal „DAS PRODUKT DES JAHRES“ verkaufen möchte, welches mir mit Sicherheit aphroditenhafte Schönheit und göttliche Unsterblichkeit über Nacht verleihen wird.
Das wahre Leben spielt sich nicht bei Instagram ab
Ich schreibe diesen Beitrag nicht, um jemanden seine Profession madig zu machen oder gar jemanden zu beleidigen. Auch Frust oder Wut spielen hierbei keine Rolle. Im Gegenteil, es ist der Wunsch nach etwas „Echtem“, eine Art Selbsttherapie sozusagen. Es ist die Suche nach Personen, hinter deren Bildern man Charakter und nicht Strategie vermuten darf, nach Texten mit Tiefgang und gutem Hintergrundwissen. Es ist der Wunsch nach Witz und Humor. Und es ist das Eingeständnis, dass das wahre Leben immer noch im Hier und Jetzt passiert – ohne Retusche und ohne billige Produktplatzierungen.
Mein neuer Instagram-Account
Ich habe eindeutig genug Strände, Traumkörper und ungeschickte Schleichwerbung gesehen.
Auch meine Bilder sind bearbeitet, auch ihnen fehlt es vielleicht irgendwo an Vielfalt oder sie gefallen anderen schlicht und ergreifend nicht. Ich hinterfrage mich vor jedem Post immer selbstkritisch und wäge ab, ob dieses Bild eine Botschaft transportiert oder vielleicht einfach nur schön ist und ich es gerne mit anderen teilen möchte. Eines weiß ich zumindest ganz genau: Sie sind echt. Das Essen wurde danach verspeist und die Gefühle, die transportiert werden sollen, stecken in jedem Bild (und nein, es gab keine 300 Exemplare, aus denen ich vorher wählen musste).
Auf Wiedersehen und Hallo Instagram. Danke, dass ich nun die Chance erhalte, dich nochmals neu zu entdecken und mir interessante Accounts anzusehen: Weil ich es möchte, weil die Personen Persönlichkeit und Charakter haben, Gefühle transportieren oder eine Botschaft vermitteln wollen.
I’m not following your recommendations anymore. I’m not your bitch, it’s my decision now. Share on XNachgefragt:
Was ist deine persönliche Ansicht über Instagram? Hast du dein eigenes Follower-Verhalten auch schon mal kritisch hinterfragt? Was ist dir vielleicht aufgefallen?
Du bist Coach, Trainerin, Unternehmerin oder einfach eine wundervolle Frau, die authentisch, charismatisch und inspirierend ist, poste gerne deinen Account!
Über die Autorin
Kinga Bartczak berät, coacht und schreibt zu Female Empowerment, neuer Arbeitskultur, Organisationsentwicklung systemischen Coaching und Personal Branding.
Zudem ist sie Geschäftsführerin der UnternehmerRebellen GmbH und Herausgeberin des FemalExperts Magazins.
- 3. Dezember 2024
Geht mir genauso. Ich mach da jetzt mal mit (seit drei Wochen) und poste die Inhalte meines abnehmblogs. Weil man da ja präsent sein muss. Weil Facebook irgendwie nicht mehr so läuft.
Angefangen mit ein paar Motivationssprüchen, kurz, beim durchscrollen schnell zu erfassen, klappt im ersten Versuch.
Dann die Artikel meiner Gast Autoren. Es gibt likes, weil die schlafende Katze vom ‘Du brauchst keinen Sport machen zum abnehmen’ (der Artikel läuft dann in eine andere Richtung) süß ist. Der Artikellink ist im Profil, nicht einer klickt den an. Aber die Katze! AWWWWW!
Lieber Marc,
vielen Dank für deinen spannenden Kommentar. In der Tat erhalten Katzenvideos oder Katzenbilder oftmals mehr Aufmerksamkeit, als Artikel und Beiträge mit wertvollem Inhalten. Ich denke, es ist hier wichtig für sich selbst die eigenen Grenzen zu ziehen und das Ganze vielleicht auch ein wenig mit Humor zu nehmen
Viele Grüße
Kinga
[…] in Zeiten, in denen eine perfekte Social Media-Welt propagiert wird, (siehe auch meinen Artikel: I’m not your Instagram Bitch) viel zu selten […]
[…] Sie Ihr Konsumverhalten, sowohl digital, als auch analog. Indem wir ständig auf fremden Instagram-Profilen surfen, uns die neusten IKEA-Trends und Einrichtungsideen bei Pinterest anschauen oder unsere […]